enigma-line Retro-Klangfarbenstellermodul  FLEXUS


© Reinhard Brunsch

enigma-line Klangfarbensteller'À la recherche du son perdu' oder auch 'Auf der Suche nach dem verlorenen Klang', drittes Kapitel...


Speziell zur Abmilderung der problematischen Eigenschaften von Breitbandlautsprechern, die im wesentlichen mit den Abmessungen des Fullrange-Treibers sowie den gegensätzlichen und miteinander unvereinbaren akustischen Anforderungen zusammenhängen, wurde dieses analoge Röhren-Retro-Modul FLEXUS eines Klangfarbenstellers entwickelt: entgegen der vielfach geäußerten Auffassung lassen sich die physikalisch-akustischen Bedingungen bei diesem Lautsprechertyp nicht einfach außer Kraft setzen, mit Ausnahme der Breitbandsysteme für Kopfhörer gibt es schlichtweg auf dem HiFi-Markt keinen einzigen (!) Boxen-Breitbandtreiber, der in der Lage ist, das vollständige Audiospektrum mit einem akzeptablen Frequenzgang abzustrahlen, da sollte man sich nichts vormachen - auch der elektrostatische Quad ESL ® hat ein Hochton- und zwei Mittel/Tiefton-Folienpanels...

So ergeben sich bei der Wiedergabe von anspruchsvollem musikalischen Material trotz unbestreitbarer Vorteile des Breitbandprinzips naturgemäß deutlich hörbare Übertragungsdefizite in den Randbezirken des Hoch- und Tieftonbereichs. Die Folge ist eine vom differenziert trainierten Ohr zuverlässig wahrnehmbare unzureichende Frequenzbandbreite, zusammen mit einer ungünstigen spektralen Balance - beide Problemzonen sind die häufigsten Schwachstellen im Zusammenspiel der Wiedergabeparameter dieses Boxentyps.
enigma-line Klangfarbensteller, RückansichtAkustisch unterrepräsentierte spektrale Schwerpunkte einer Musik lassen sich mit dem Klangfarbensteller entzerren und in angemessene tonale Balance bringen, ein gewünschtes musikalisches Resultat sowohl auf die individuellen Hörgewohnheiten als auch auf spezielle Musiksparten optimal anpassen.

Elektronisch verbirgt sich hinter dem umwerfend musikalisch aufspielenden Klangfarbensteller ein aktives Baxandall-Filter (kein passiver 'Kuhschwanz-Entzerrer'!) nach der im Jahr 1952 von dem britischen Elektronik-Spezialisten Peter James Baxandall in der bekannten Zeitschrift 'Wireless World' veröffentlichten Schaltung (das Schaltungsdesign entspricht einer frequenzabhängigen Gegenkopplung mit zwei unabhängig regelbaren Frequenzfiltern) - mit Pegelregler bzw. Stereobalancesteller und getrennter Höhen- und Tiefenanhebung bzw. Absenkung, die Einsatzpunkte liegen im Bass/Mittenbereich in etwa zwischen 100Hz und 600Hz, im Mitten/Höhenbereich setzt die Filterwirkung ab ca. 1000Hz ein.

Bedingt durch die minimalistische Konzeption der enigma-line Baureihe verfügen die Verstärkermodule lediglich über einen einzigen Tonquelleneingang - für Interpretations- bzw. aufnahmetechnische Vergleiche stellt eine Variante des Klangstellermoduls einen zweiten Hochpegel-Tonquelleneingang zur Verfügung, die Umschaltung erfolgt enigma-line Klangfarbensteller mit Netzteil mit einem bistabilen Relais und zwei robusten Edelstahl-Tastern.

Anstelle der üblichen 12AT7 Doppeltrioden arbeiten hier zwei seltene US-amerikanische 6211 von AMPEREX mit ihren typischen beiden Seitengetterringen - eigentlich primär als robuste Langlebensdauerröhre für binäre Zählschaltungen konzipiert hat die 6211 in umfangreichen Hörtests mit diversen ECC81-Exemplaren ihre besondere Eignung für Audioanwendungen nachdrücklich bewiesen und mit ihrem seidigen Schmelz ihre Konkurrenten deutlich überflügelt.
Die Klangstellerelektronik arbeitet in der oben bereits erwähnten aktiven Baxandall-Schaltung, die für die enigma-line Module charakteristische externe Stromversorgung mit Relaissteuerung und verzögertem Hochspannungseinsatz wurde auch hier beibehalten und sorgt für zuverlässigen Betrieb und geringsten Restbrumm, der weit unter der Wahrnehmungsgrenze liegt.
Mit Hilfe eines bistabilen Relais (bzw. Kipp-Umschalters auf der Geräterückseite bei der Variante mit zwei Eingängen) lässt sich das zu verstärkende Signal auch unter Umgehung der Elektronik direkt zum Verstärkermodul durchschleifen.

Überkritische Akustikpuristen und Meßwertfetischisten mögen angesichts des sich hier bietenden Potentials an Frequenzgangverbiegungen, Schönfärbereien und sonstiger, hinter vorgehaltener Hand behaupteter "Schwachstellen", vielleicht entsetzt die Nase rümpfen: hat man den notwendigen angemessenen "Hörgeschmack" sorgt der FLEXUS allemal für eine perfekt nuancierte Veredelung anliegender Signale und bietet dem Ohr je nach Wunsch das letzte klangliche "i-Tüpfelchen"...
An dieser Stelle könnte man vielleicht das klassische akustische Flaggschiff der Firma BOSE ® erwähnen, die heute noch - nach über 40 Jahren ! - nahezu unverändert gebaute indirekt strahlende Breitbandbox BOSE 901 ®, die erst mit dem im Gesamtsystem notwendigen 'Active Equalizer' die perfekte Abstimmung aller akustisch relevanten Faktoren im Abhörraum ermöglicht.
Im Übrigen muss der Wurm dem Fisch und nicht dem Angler schmecken, HardCore-Puristen sollten eventuell anstelle Robert Schumanns wundersam fantasievoll-glühender Klavierkomposition 'Kreisleriana' weiterhin Eric Saties ironisierend-knochentrockene 'Sonatine bureaucratique' von 1917 hören, den oft erwähnten und beschworenen 'musikalischen Klang' (ein talentiertes und subtil trainiertes Ohr weiß sehr genau, was man darunter versteht...) erreicht man mit den berüchtigten 'Zahlenspielereien' schlichtweg nicht ! In diesen Zusammenhang passt auch das bekannte 'Bonmot' des in seiner treffsicheren Weisheit kaum zu überbietenden Wilhelm Busch:

Was beliebt ist auch erlaubt... (aus 'Julchen', 1877)

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