Ausstellungsbild


Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort.
Sie sprechen alles so deutlich aus:
Und dieses heißt Hund und jenes heißt Haus,
und hier ist Beginn und das Ende ist dort.

Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott,
sie wissen alles, was wird und war;
kein Berg ist ihnen mehr wunderbar;
ihr Garten und Gut grenzt grade an Gott.

Ich will immer warnen und wehren: Bleibt fern.
Die Dinge singen hör ich so gern.
Ihr rührt sie an: sie sind starr und stumm.
Ihr bringt mir alle die Dinge um.

R.M.Rilke



...Die Dinge singen hör ich so gern...

Einzelausstellung Juni 2003 im Alban Wolf Saal, Historisches Pfarrhaus Wiesentheid

Das gute fotografische Bild - in Abgrenzung vom eher zufällig "geknipsten" Foto - ist für mich immer das Ergebnis einer inneren Ergriffenheit, welche von einer fotografisch interessanten Situation ausgeht, einer aus dieser zunächst flüchtigen Begegnung sich entwickelnden achtsamen und innigen Zwiesprache der Innenwelt des Fotografen mit dem visuellen Geist des selektierten Wirklichkeitsausschnitts und einem zielgerichteten ästhetisch/technischen Prozeß, der primär von meiner Fantasie gesteuert wird und der die entstehende innere "Vision" zusammen mit fototechnischem Know-How letztlich in ein reales fotografisches Schwarzweiß-Bild verwandelt.

In einer Art "kreativer Imagination" und deren fotografischer Umsetzung gehen meine Bilder weit über die realistische Dimension hinaus, hin zu einer poetischen Abstraktion, die im Ergebnis auf eine Verschmelzung von Realismus und Abstraktion im Sinne einer "expressiven Struktur" abzielt: Form und Bedeutung aller relevanten fotografischen Ausdruckselemente zu vereinen und in den Dienst einer neuen emotionalen Konfiguration zu stellen.

Vom Augenblick der Filmbelichtung bis zum fertig aufgezogenen Aufsichtbild steht dabei in einem langwierigen fotografischen Prozess das grafische Organisieren und Ausbalancieren eines jeweils sehr individuellen bildlichen Grauwertarrangements im Zentrum der Bemühungen, mit dem Ziel, die Vorstellungskraft des sensitiven Betrachters und Beobachters zu berühren und wie eine Saite in subtile Schwingungen zu bringen.

Sämtliche Bilder dieser Ausstellung sind nach analogen Verfahren hergestellte Baryt-Silbergelatineprints, geprintet im eigenen Labor auf der Basis von Schwarzweiß-Mittelformat-Negativen.


"Wir sehen nicht auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich, was aber unsichtbar ist, das ist ewig." (2.Kor.4.18)




© Reinhard Brunsch 2003

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