enigma-line AUDICULA-HYBRID © Reinhard Brunsch
Mit dem englischen Spezialisten für Audioelektronik John Laurence Linsley Hood verbinden zahlreiche HiFi-Enthusiasten in aller Welt seinen bekannten Aufsatz "Simple class A amplifier" (1969 in der renommierten Zeitschrift Wireless World erschienen und 1996 auf den aktuellen Stand gebracht...), in dem er einen relativ einfach konzipierten 4-Transistor Class-A-Verstärker mit herausragender Audioperformance vorgestellt hat, der den damals gesetzten akustischen Maßstäben des klassischen Röhrenverstärkers eines D.T.N Williamson Paroli bieten konnte. Für denjenigen, der etwas von Audioelektronik versteht, ist eindeutig nachvollziehbar, daß "simple" im Sinne von "einfach" - wenn es gut gemacht ist ! - gegenüber der komplexen Version fast immer Vorteile hat, weniger ist hier schlichtweg mehr... Aber zurück zu Borbély: Mit Ernö Borbélys Schaltungsentwürfen verbindet der Kenner die ungewöhnliche Neigung des Konstrukteurs, den damals in der Audioelektronik nahezu ausschließlich verwendeten bipolaren Transistortyp durch den Einsatz des unipolaren Feldeffekttransistors zu ersetzen, der fast leistungslos mit extrem geringem Gatestrom angesteuert wird und damit die Röhre sogar um den Faktor 100 übertrifft. FETs (nicht MOSFETs) sind bereits seit den 60iger Jahren auf dem Halbleitermarkt verfügbar gewesen. Borbély ist noch mit der heute antiquierten Elektronenröhre aufgewachsen und war deswegen mit der völlig verschiedenen Schaltungstechnik von Röhren- und Halbleiterelektronik bestens vertraut. In den neunziger Jahren veröffentlichte er ein interessantes Hybrid-Verstärkerdesign für einen 'Low-Voltage Tube/MOSFET Line Amp', quasi eine Art Operationsverstärker mit diskreten Bauteilen unter Miteinbezug einer Röhre und symmetrischer Stromversorgung: die beiden Feldeffekttransistoren des Differenzverstärkers im ursprünglichen Schaltungsdesign wurden durch die zwei Trioden einer Niederspannungs-Doppeltriode ersetzt. Die Synergien der unterschiedlichen Eigenschaften der beiden aktiven Bauelemente Röhre/Transistor konnten sich hier von ihrer jeweils besten Seite zeigen und ihre Trümpfe deutlich ausspielen. Borbélys Schaltungskonfiguration unterschied sich ganz wesentlich von anderen Hybridkonzepten wie z.B. Pete Millets 12AE6A-Hybridverstärker, die typischerweise mit einer Röhrentriode in Kathodenbasisschaltung und nachfolgendem Current-Booster IC arbeiten - das Schaltungskonzept Borbelys liegt u.a. in unterschiedlichen Varianten auch diversen späteren Entwicklungen von Cavalliaudio ® USA zugrunde, verbindet den Vorteil des 'Röhrensounds' mit dem ungemein kraftvollen Antriebspotential einer Halbleiter-Endstufe und bildet auch beim AUDICULA-Hybrid die Basis des modifizierten Schaltungsdesigns - der Verstärker ist konzeptionell ein Class-A Röhren-MosFet Hybrid. Mit 30 diskreten Transistoren - davon gehören sämtliche signalführenden Vorstufentransistoren zu der rauscharmen Typvariante - sowie 14 ICs, 2 Doppeltrioden und zwei elektromechanischen Relais bewegt sich die Gesamtkonfiguration der Audicula-Hybrid-Elektronik schon sehr nahe an der Grenze des für einen 'unsymmetrisch' konzipierten Kopfhörerverstärker für mich gerade noch vertretbaren Aufwands. Die ständig wiederholte Behauptung, das symmetrische Verstärkerprinzip bringe erhebliche klangliche Vorteile, ist oft zu lesen bzw. zu hören, als wirkungsstarke Marketingidee nicht schlecht, suggeriert der erhebliche elektronische Mehraufwand zusammen mit dem höheren Preis doch für viele HiFi-Fans ein deutliches 'Mehr' an 'klanglichem Potential' - man kennt derartige Behauptungen zur Genüge, z.B. auch vom Transkonduktanz-Verstärkerprinzip, das einige Hersteller in ihren Produkten verwenden (u.a. Bakoon ® oder Krell ®).
Derartige "HiFi-Legenden", die aufgrund des notwendig hohen Bauteilaufwands in erster Linie Kaufanreiz, Gerätepreis und den Umsatz in die Höhe treiben und im Zusammenhang mit der notwendigen symmetrischen Verkabelung zusätzlich den Absatz spezieller Steckverbinder (XLR) und Kabelkonfektionierungen fördern, gibt es bekanntlich zuhauf, siehe u.a. auch die oben erwähnten, zum 'Wunderverstärker' hochstilisierten Gerätschaften mit ihren Exclusivität, Bedeutsamkeit und Lifestyle-Aura suggerierenden Chiffren SATRI ®, CAST ®, oder auch ACSS ® und einer dementsprechenden, völlig irrationalen Preisforderung - wie nur allzu häufig in der Politik entspricht der Inhalt bzw. der Wahrheitsgehalt nach meinen langjährigen (!) Hörerfahrungen dem Prinzip 'heiße Luft', das Ammenmärchen von der klanglichen Überlegenheit des symmetrischen Verstärkerprinzips gehört schlichtweg dorthin, wo es hingehört, nämlich in die Abteilung "Vertriebsoptimierung", esoterischer Mummenschanz oder auch in die in der HiFi-Szene weit verbreitete Kategorie 'Die große Volksverarsche', wie es Hannes Jaenicke so trefflich im Titel seines inzwischen nicht mehr "neuen" Buches ausdrückt - eine optimal konzipierte Kopfhöreranlage hat derartigen elektroakustischen Unfug nicht nötig...
Eine der wenigen echten Idealbesetzungen für das kenntnisreiche Hören von klassischer Musik (nicht zum berüchtigten "Testen" von HiFi-Hardware...) und die Höranalyse komplexer Partituren: Der berühmte Monitor-Kopfhörer AKG K701, Modell 2005, entwickelt und produziert in Wien...nach meinen bisherigen Erfahrungen mit mehreren aktuellen K701 "made in China" unterscheiden sich die beiden Kopfhörer klanglich durchaus in Nuancen, wobei für mich mein Wiener K701 bei kenntnisreich produzierten Aufnahmen (!) stets die Nase vorn hat - es betrifft vornehmlich den besser agierenden Bassbereich, die weniger aufdringlichen hohen Frequenzen sowie eine bessere Tiefenstaffelung des klanglichen Geschehens.
Im Übrigen sei in dem Zusammenhang folgendes eingefügt: vor einigen Jahren erschien das mit 36 Ohm Impedanz mobilkompatible AKG Spitzenmodell Superior Reference Headphone K812, das erfreulicherweise - zumindest an einem Kabelende... - über eine ganz besonders feine, sehr teure und sehr hochwertige (ich spreche hier ausdrücklich nicht von akustischen Qualitäten !) 3-Pol (!) LEMO ® Serie B (FGG 00) Steckverbindung verfügt, wie sie in anspruchsvoller Medizintechnik oder Avionik verwendet wird, was eigentlich in der neuerdings von AKG anvisierten hohen Preisregion für jeden Premiumhersteller selbstverständlich sein sollte - leider passt der Rest des sehr dünnen Kabels einschließlich der Steckverbindung am anderen Ende überhaupt nicht dazu, immerhin bekommt der potentielle Käufer einen nonverbalen, überaus deutlichen Hinweis von einer der wenigen weltweit führenden Entwicklungsabteilungen für Kopfhörertechnologie, was man dort (und nicht nur dort...) von solchen Themen wie 'Kabelklang' und 'symmetrischer Kopfhörerantrieb' hält. Mit von der Partie in dieser Hinsicht ist auch der Mitbewerber Beyerdynamic ®, der eher den Musikliebhaber als den Technikfan anvisiert : der ganz aktuelle Kopfhörerverstärker A2 im extrem hohen Preissegment lässt ebenfalls ausschließlich einen unsymmetrischen Antriebsmodus zu...das dem Purismus verpflichtete reduce to the maximum bzw. the simpler the better war nicht nur im HiFi-Segment schon immer eine exzellente Idee. Aber zurück zum K812 - ein Umbau des K812 auf einen eventuell gewünschten symmetrischen Antrieb ist aufgrund der hohen Flexibilität des LEMO-Stecksystems durchaus möglich, aber nicht ohne Risiko: die von AKG eingebauten Hürden sind für den normalen 'HiFi-Heimwerker' extrem hoch und nahezu unüberwindbar, u.a. müssten die verlöteten dreipoligen Steckeinsätze von Stecker (am Kabel 'male') und Buchse (am Kopfhörer 'female') jeweils auf den passenden LEMO Vierpoleinsatz umgerüstet und phasenrichtig mit den beiden Treibern verbunden werden - wegen der winzigen Dimensionen, der preisgünstigen FlexPCB-Verkabelung und dazu noch eklatantem Platzmangel geht da ohne Lötlupe, Lötpaste, passendem Mikrolötwerkzeug, feinmotorischem Können und entsprechender Löterfahrung kaum etwas, ich kenne selbst einige Praktiker, die an dieser Aufgabe kläglich scheiterten... LEMO ist eine 1946 von Léon Mouttet in der Schweiz gegründete Spezialfirma für Präzisions-Steckverbinder der Sonderklasse - nach meinem Kenntnisstand ist dieses kleine elektromechanische Détail ein Alleinstellungsmerkmal von AKG in der KH-Oberklasse, neben der weitgehenden Verwendung von Aluminium anstelle von Plastik muss AKG als seriöser Hersteller den riesigen Preisabstand zu den bisherigen AKG-KH-Spitzenreitern der K7xx-Professional Serie ja auch zumindest ansatzweise (!) irgendwie rechtfertigen, reduziert auf das reine Material ist prinzipiell an einem Kopfhörer mit zwei Treibern + Gehäusen + Ear-Pads, entsprechender Verkabelung und einem 'Haltemechanismus' nicht viel dran, Aluminium gehört auch nicht gerade zu den kostbaren Metallen und bei den Ohrpolstern verzichtet AKG auf das eigentlich optimale natürliche Material Leder und begnügt sich mit Synthesematerial - in Sachen Verarbeitungsqualität und Materialauswahl gibt es sowohl in der Preisklasse unter 100€ (ein chinesischer Lasmex ® H-95 / Somic ® MH463 / iFrog ® Aura hat echte (!) Leder-earpads, Aluminiumgehäuse und ein sehr 'ordentliches' Verbindungskabel...) als auch knapp über der 200€-Grenze (z.B. ein Philips Fidelio ® X1...) sehr 'wertig' gearbeitete Kopfhörermodelle, die zwar akustisch sicher (vermute ich...) sehr weit unterhalb des AKG-Flaggschiffs agieren, die sich aber zumindest in rein 'materieller' Hinsicht ob ihrer Güte kaum verstecken müssen und den realistischen Kostenanteil des verwendeten Materials am technischen Gerät 'Kopfhörer' jedem Interessenten anschaulich demonstrieren... Auf der elektroakustischen Seite wird es nicht ganz leicht sein, den bisherigen AKG Topmodellen für den kundigen (!) Klassikhörer im Besitz von an der akustischen Realität geeichten Ohren noch unzweifelhaft (!) eine dem hohen Preis angemessene und somit signifikante (!) Steigerung der akustischen Reproduktionsqualität hinzuzufügen, bei der die übliche Bandbreite von 'geschmacklichen' Nuancen nachvollziehbar und von der jeweiligen 'Tagesform' unabhängig überschritten wird - andernfalls gehört der AKG 812 höchstens in die nice-to-have-Kategorie, mehr nicht... Man kann es auch mit dem Wort des Jahres 2013 formulieren: der 'GroKo' alias 'Große Kopfhörer' von AKG wird seinem Adjektiv - abgesehen vom geforderten Preisniveau - nur unter den oben skizzierten Kriterien gerecht werden, sämtliche bei AKG in Wien (!) gefertigten Kopfhörer der K7xx-Plattform mit dem überragenden DKK45-Schallwandler (dessen Entwicklung damals angeblich ebenfalls 5 Jahre dauerte...) reproduzieren mit entsprechend hochwertigem Quellmaterial ebenfalls bereits auf einem sehr hohen und großen Niveau Musik und nicht HiFi, genau dies ist das Eintrittsbillett für die KH-Oberklasse. Hinzu kommt noch ein ganz gravierender Vorteil: alle Vertreter der K7xxx-Serie sind nahezu 200 Gramm leichter als der neue K812 - beim konzentrierten Abhören von Anton Bruckners monumentaler c-moll-Sinfonie WAB 108 (Sinfonie Nr.8) mit ihrer Spieldauer von über 80 Minuten lernt man das sehr zu schätzen... Neben dem Preis eines Produkts gibt es auch den Wert dieses Produkts, wobei beide Kategorien im Normalfall einigermaßen kongruent sein sollten, was in der HiEnd-Szene heute aber sehr häufig nicht mehr zutrifft, im Gegenteil, da klaffen oft gigantische Lücken, die vom jeweiligen Kaufinteressenten höchstpersönlich aufzufüllen sind. Die Kategorie 'Wert' wird dem Produkt dabei subjektiv höchst unterschiedlich zugemessen, individuelle Vorprägungen, hochwirksame Werbestrategien (erneut 5 Jahre Entwicklungszeit für den K812 - erinnert stark an den K701/702..., - da muss man doch etwas davon hören...), herstellergestützte online-Influenzer mit "passenden" Testresultaten, raffiniertes Design, Markenbindung, Prestige- und Lifestylefaktor, individuelle Hörfähigkeiten und Hörgewohnheiten spielen dabei die kaufentscheidenden Rollen. Gerade in der Kopfhörer-Premiumklasse gibt es mittlerweile aus meiner Sicht eine mehr als deutlich zunehmende Inkongruenz von Preis und Wert, der Preis als Wert- und damit auch Qualitätsindikator hat sich in diesem Marktsegment (und nicht nur in diesem...) schon seit einiger Zeit komplett verabschiedet. Für meine Hörgewohnheiten kommt ein AKG K812 ohnehin nicht in Frage und ich bin auch keineswegs der Auffassung, daß ich deswegen substanziell irgend etwas versäumen würde: der aus marktstragischen Erwägungen (sündhaft teure, angeblich hochkarätige Mobilplayer mit KHV liegen voll im Trend...) von AKG sehr niedrig angesetzte Impedanzwert der beiden Kopfhörertreiber ist durch die Fehlanpassung bei hohen Dynamikspitzen nicht kompatibel mit dem Betrieb am transformatorlosen Ausgang eines hochkarätigen OTL-Vollröhrenverstärkers wie z.B. einem Audicula-II, der wie viele andere Vollröhrengeräte ohne den Übertrager-Flaschenhals arbeitet - das ist für mich der gravierendste Nachteil des neuen AKG-Spitzenreiters, für die primär anvisierte Zielgruppe des neuen Kopfhörermodells spielt diese Tatsache selbstverständlich keine Rolle... Die Steckverbinder des Konkurrenten Neutrik® Mini XLR (Rean Tiny) am Kabel eines K702 / 712 sind ebenfalls schon sehr ordentlich durchdachte, preisgünstige Präzisions-Mechanikteile, die kritischen Stellen wie Lötpfannen und Zugentlastung sind völlig okay - die Serie B von LEMO ® ist jedoch in jeder Hinsicht unbestreitbar mindestens drei Qualitätsstufen darüber anzusiedeln. Ich kenne die unvergleichlichen Präzisionsprodukte des Schweizer Spezialherstellers sehr gut und bewundere sie sehr - optimale Materialgüte ist die eine Seite einer selbstverständlichen Forderung an einen Kopfhörer weit jenseits der 1000 € Grenze, es bleibt sehr zu hoffen, daß sich die akustische Qualität des neuen AKG-Topmodells in einer ähnlichen Region bewegt wie der geforderte Preis und der verwendete LEMO-Steckverbinder, die Luft in der Oberklasse neutral abgestimmter Kopfhörermonitore ist mittlerweile schon mehr als dünn geworden... Studiogepflogenheiten hin oder her, der Stereo-Klinkenstecker ist wie man sieht keineswegs 'zweite Wahl', ein symmetrischer Antrieb ist mit der serienmäßigen 3-Pol-Konfiguration nicht möglich (siehe auch Cavalli Liquid Fire ® oder den neuen superteuren chinesischen EF1000 mit seiner sich auf 14.000€ belaufenden Preisforderung...) - die Entwickler von AKG befinden sich damit auf der von mir bereits erwähnten Linie und teilen anscheinend meine diesbezüglichen Ansichten, auch der für den professionellen Einsatz bestimmte K702 besitzt (im Gegensatz zum K701...) ein dreipoliges Anschlusskabel. In der mittlerweile heißumkämpften preislichen (wohlgemerkt nicht qualitativen !) Premiumklasse des Kopfhörermarkts könnte es sich AKG keineswegs leisten, irgendein klangliches Verbesserungspotential so einfach zu verschenken, immerhin war und ist der Hersteller (trotz Harman bzw. Samsung...) zweifelsfrei immer noch eine der ersten seriösen Adressen in Sachen "Kopfhörer"... grandioses 'Entertainment', man kommt ja nun wirklich aus dem Lachen nicht mehr richtig raus... LEMO stellt wie bereits erwähnt selbstverständlich auch den 4-Pol Steckverbinder her, wie es aussieht wird dieser - zusammen mit einer getrennten Masseführung beider Treibersysteme - nicht von AKG eingesetzt, man weiß dort auch sicher weshalb... Zur Schaltungskonzeption: der anfänglichen Versuchung zu einer Gegentakt-Röhrenendstufe mit transistorierter Phasenumkehr den Vorzug zu geben habe ich aus triftigen Gründen nicht nachgegeben, das sollen andere machen (und die machen das auch...) - die Gegentaktkonfiguration wurde primär zur Leistungssteigerung von Ausgangsstufen entwickelt, in einem Kopfhörerverstärker mit seinen auch bei isodynamischen Planar-Schallwandlern vergleichsweise gemäßigten bis geringen Leistungsanforderungen ist sie schlichtweg unangemessen, ein Kopfhörer ist nunmal kein Lautsprecher. Eine strompotente Halbleitersektion mit komplementär-symmetrischen Treiber- und Endstufen liefert die nötigen Ströme und ist somit zuständig für die Impedanzwandlung, durchgängige Gleichspannungskopplung d.h. kein Kondensator im Signalweg, für die dafür notwendige aktive DC-Offsetkorrektur sorgt eine von einem OpAmp angesteuerte Servoelektronik, eine sorgfältig konzipierte externe ± 30 Volt = 60 Volt Split-PSU versorgt Röhrensektion und Transistorsektion mit blitzsauberer Gleichspannung - die relativ hohe Versorgungsspannung mindert Ruheströme + Wärmeentwicklung in den Class-A Endstufen-MOSFETs und erlaubt auch den Einsatz von Röhren aus der ECC88-Familie, die auch mit verhältnismäßig niedrigen Anodenspannungen sehr gut arbeiten, durch den positiven Temperaturkoeffizienten der Drain/Source-Strecke der MOSFETs ist das thermische 'Runaway'-Risiko äußerst gering. Die Aktivierung der elektronisch gesteuerten Hochlaufphase der Verstärkerelektronik erfolgt mit einem soliden Edelstahltaster am Netzteilmodul. Das stromergiebige externe Netzteil für die symmetrische Stromversorgung des Verstärkermoduls verwendet 3 Netztransformatoren: einen extrem streuarmen, feinen R-Core ® Netztransformator für die Versorgung der subtilen Verstärkerelektronik, einen Ringkerntrafo für die Heizungselektronik der beiden Röhren und einen Modultrafo für die elektronische Einschaltsteuerung. Der besondere R-Core-Trafo ähnelt einem Schnittbandkerntrafo und wird aktuell nur von ganz wenigen kommerziellen HiFi-Herstellern eingesetzt - u.a. in einem australischen Burson HA-160-D - ist aber eine besondere Entwicklung der japanischen Firma Kitamura Kiden Co.LTD aus dem Jahr 1978 und für kleinere Leistungsanforderungen wie bei einem KHV ideal: klein und relativ leicht, geringstes Streufeld, kaum Wärmeentwicklung durch geringste Kernverluste, kaum wahrnehmbarer mechanischer Netzbrumm, Ausfilterung von Netzstörungen durch geringe Bandbreite. Der R-Core-Transformator übertrifft somit die ebenfalls schon sehr günstigen Eigenschaften jedes Ringkerntrafos, den man üblicherweise im KHV-Hochpreissegment antrifft, der Trafo ist vergleichsweise teuer und hierzlande nur per Import zu bekommen - wegen seiner technischen Vorteile wurde er auch von E. Borbély bevorzugt eingesetzt. Nach dem bewährten Vorbild seiner enigma-line Kollegen ist in einem weiteren Entwicklungsschritt in naher Zukunft ein Audicula-Hybrid-Duo mit Doppel-Mononetzteil und einer DC-Schutzschaltung am Ausgang des Verstärkermoduls geplant, zwei R-Core-Trafos speisen dann die kanalgetrennte symmetrische Elektronik für die zwei Verstärkerkanäle, ein Toroid-Trafo ist für die Gleichspannungsheizung der Doppeltrioden vorgesehen. Die hohe Stromlieferfähigkeit einer derartig aufwändig konzipierten PSU eröffnet dem Audicula-Hybrid (mit geringfügigen Modifikationen ...) zudem die Option eines Antriebs regulärer Lautsprecherboxen, d.h. der spezifisch für den Kopfhörerbetrieb konzipierte Audicula-Hybrid ist damit auch ein Vollverstärker, was ziemlich ungewöhnlich ist, normalerweise verhält es sich genau umgekehrt...
Die fundamentale Bedeutung einer ebenso "hochkarätig besetzten" wie sorgfältig konzipierten Stromversorgung für jede signalverstärkende Audioelektronik ist für das erzielbare akustische Resultat nicht hoch genug anzusetzen - man kann es natürlich auch übertreiben und es wird vielfach auch aus den bereits mehrfach erwähnten Gründen übertrieben (Stichwort u.a. Akkubetrieb oder auch diskret aufgebaute Linear-Spannungsregler...) - nach meinen Erfahrungen ist das 'ordentliche' Netzteil wesentlich bedeutsamer als jede noch so aufwändige und sündhaft teure Verkabelung von HiFi-Komponenten oder die Auswahl ganz besonderer Röhren, deren Einfluss auf die letztlich erzielbare klangliche Qualität einer Verstärkerkonfiguration von vielen HiFi-Fans maßlos überschätzt wird - entscheidend ist nach meinen Erfahrungen immer das Über-Alles-Design der Konzeption. Die Stabilisierungselektronik mit einer überdimensionierten Siebung für die symmetrische Spannung stellt eine ergiebige Stromversorgung sicher. Separater Transformator für die Röhrenheizung, Heizspannung mit Schottky-Dioden gleichgerichtet und elektronisch stabilisiert, 4-Pol XLR-Steckverbindung mit dem Verstärkermodul, statt teurem VOODOO-Firlefanz hochwertige Materialien und Bauteile: trotzdem die chinesischen Neutrik-XLR-Kopien mittlerweile ein respektables Niveau bei äußerst günstigen Preisen erreicht haben sind alle Steckverbinder vom Spezialisten Neutrik ®, die Fassungen für die beiden Röhren sind aus Feinkeramik mit vergoldeten Federkontakten. Die Lautstärkeregelung übernimmt ein erstklassiges, völlig spielfreies Alps ® Leitplastikpotentiometer RK27, dessen Widerstandsbahnen nicht aus Kohleschicht, sondern wie beim (völlig überteuerten) TKD ® CP-2500 aus metallisiertem Leitplastik bestehen. In der Röhrensektion des Verstärkermoduls haben sich die von Philips entwickelte ECC86, ihre US-amerikanische Variante 6GM8 und die russische 6N27P ganz besonders bewährt - die elektrische Datensituation der 6N27P aus der russischen Röhrenschmiede Reflektor ® ist mit der westlichen ECC86/6GM8 nahezu identisch, ihr Elektrodensystem fällt aber geringfügig größer aus. Die tolle Röhre aus der Wolgastadt Saratow überzeugt mit einem enormen dynamischen Antritt und einer wohlig-samtigen Fülle im Bereich der Mittel- und Hochtonlage. Die besondere Konzeption des Verstärkers erfordert für eine angemessene Funktion eine hohe Kongruenz der elektrischen Parameter beider Trioden der Eingangs-Doppeltriode. Nach meinen Erfahrungen sind die Fertigungstoleranzen bei den Niederspannungsröhren ECC86/6GM8 und auch der russischen 6N27P wesentlich günstiger als bei den für höhere Anodenspannungen konzipierten ECC88/6DJ8/6922/E88CC oder der russischen 6N23P, die ebenfalls eingesetzt werden können - die elektrischen Daten der beiden Trioden mancher Exemplare dieser Röhren fallen sehr häufig so unterschiedlich aus, daß ihr Einsatz in der Schaltung nicht in Frage kommt. Die Röhren müssen aus diesem Grund sorgfältigst selektiert werden, die Verstärkerelektronik ist jeweils auf die verwendeten Röhrentypen anzupassen. Durch das bei Röhren übliche besondere 'Kaltstartverhalten' beim Einschaltvorgang und dem durch die DC-Kopplung hohen Gleichspannungsoffset in der Startphase ist zur angemessenen Koordinierung von Röhren- und Halbleiterelektronik eine automatisch arbeitende, dreistufig-sequentielle Einschalt-Verzögerungselektronik mit LED-Kontrolle und elektromechanischem Relais integriert - erst bei einer definierten elektrischen Situation wird der Verstärkerausgang freigegeben. Zum musikalisch-akustischen Potential des Verstärkers im von mir bevorzugten Klassik-Genre: es befindet sich um es kurz zu machen wie erwartet auf allerhöchstem Niveau, der Audicula-Hybrid hat in dieser Kategorie im Vergleich mit jedem (!) Exemplar der mir bekannten (die Palette reicht immerhin von Herstellern aus Australien+Asien über Europa bis hin zum nordamerikanischen Kanada...) KHV-Konkurrenz der Oberklasse (selbstverständlich auch mit österreichischen oder italienischen Geräten der Hersteller PATHOS ® oder auch RIVIERA ® , deren aktuelle Kreationen sich preislich zum Teil in gnadenlos absurden Regionen bewegen...) eine beeindruckende und in jeder Hinsicht überzeugende Performance über den gesamten (!) hörbaren Frequenzbereich zu bieten. Insbesondere ist die sowohl detailreich als auch kraftstrotzende, unaufgeregt-saubere und 'lässige' Souveränität bei kritschen hohen und höchsten Lautstärkepegeln sowie üppig-dicht instrumentierten Tuttipassagen von großformatiger Chor-, Orchester- und Orgelmusik 'ohrenfällig', bei entsprechender Interpretation (!) und Qualität der Aufnahme geht eine glasklare Übersicht jeder noch so komplex verschachtelten Partitur niemals verloren. Die atemberaubende dynamische Bandbreite reicht von einem schwärzesten Schwarz der absoluten Stille - auch bei maximal aufgedrehtem LS-Regler und ohne zusätzliche "ripple-eater"... - über nahezu unhörbar hingehauchte musikalische Micronuancen bis hin zu den erregenden Extremen einer explosiv donnernden akustischen Durchschlagskraft am anderen Ende der Skala - selbstverständlich gelten die geschilderten Höreindrücke allesamt nur unter der Voraussetzung entsprechend hochkarätiger Quellmaterialien und Schallwandlern mit dazu passendem Leistungspotential. Besonderes Hörvergnügen bereitet die Wiedergabe einer spektakulären TELARC-CD aus den Anfangsjahren der digitalen Aufnahmetechnik, als man sich - im Gegensatz zu einem Großteil heutiger Produktionen - noch außerordentliche Mühe gab, den im Vergleich zu analogen Speicherverfahren tontechnisch kaum zu bändigenden, enormen Zuwachs an musikalisch-akustischem Dynamikpotential des neuen digitalen Speichermediums maximal auszuschöpfen. Die CD stellt die beiden bedeutenden amerikanischen Aeolian-Skinner Orgeln der Boston Symphony-Hall und der St.Philip Cathedral in Atlanta mit französischer Orgelmusik vor - eine ungemein farbenreiche, beindruckende musikalische Reise in eine klangtechnisch und dynamisch brilliant eingefangene akustische Symbiose von zwei üppig disponierten Instrumenten mit ihren unterschiedlichen Klangräumen. In jeder Hinsicht eine gnadenlose Herausforderung für die Wiedergabeanlage ist dabei die Aufnahme der 1938 uraufgeführten Komposition für die in der Musikgeschichte singuläre und höchst aparte Besetzung Orgel, Streichorchester und Pauken von Francis Poulenc - bei der Konzeption stand dem in organistischen Dingen unerfahrenen Komponisten der Freund und bekannte Orgelvirtuose Maurice Duruflé, der auch den Solopart bei der Uraufführung bestritt, beratend zur Seite: Concerto pour orgue, cordes et timbales en sol mineur. Mit souveräner klanglicher Opulenz und subtiler Koloristik entfaltet sich vor den Ohren des staunenden Hörers ein schillerndes Kaleidoskop einer einzigartigen, typisch französisch-delikaten Mélange völlig gegensätzlicher Instrumentalfarben, die sich im aufregistrierten molto agitato Teil des Werks in einer der mächtigen Orgel angemessenen Raumgröße zur ekstatisch gesteigerten 'tour de force' entladen - eine unbarmherzige Bewährungsprobe für differenzierende Hochpegelfähigkeiten einer Kopfhörerkonstruktion. Äußerst wirkungsmächtig, jedem noch so winzigen Partiturdétail nachspürend und somit für den Liebhaber und Kenner unbegleiteter Chormusik sehr zu empfehlen ist weiterhin die 'Messe pour double choer a cappella' von Frank Martin mit dem unvergleichlichen RIAS Kammerchor unter dem holländischen Chordirigenten Daniel Reuss - die spirituelle Aura der betörenden Interpretation zusammen mit einer überragenden chorischen Leistung des selten zu hörenden doppelchörigen a-cappella Chorwerks stellt mit ihrer musikalischen Komplexität extremste Ansprüche an die akustischen Qualitäten der verwendeten Wiedergabeanlage, setzt aber auch ein hohes Rezeptionspotential mit entsprechender Konvergenz von Hörerfahrung und Informationsgehalt der Musik beim Hörer voraus... Die akustischen Besonderheiten von Membranophonen und Idiophonen machen ganz besonders die Grenzbereiche einer elektroakustischen Wiedergabe evident und für den kundigen Hörer ohrenfällig: die perkussiven Hüllkurven zusammen mit außerordentlich komplexen Klang- bzw. Geräuschspektren eines kleinen solistisch besetzten und hochdifferenzierten Perkussionsensembles stellt jede Reproduktionsanlage vor nahezu unlösbare Aufgaben, der Unterschied von Original und Tonkonserve ist auch mit extremstem Aufwand quasi unüberbrückbar. Ein höchst interessantes Studienobjekt in diesem Zusammenhang ist die CD IMPULSE mit dem Percussion Art Quartett Würzburg, die sehr spezielle zeitgenössische Originalkompositionen (keine Bearbeitungen...) für jeweils unterschiedliche Besetzungen enthält - das sowohl klanglich als auch dynamisch extrem opulente Potential der zum Einsatz kommenden Instrumentenkategorie wird in der Klangregie von den vertretenen Komponisten äußerst kenntnisreich ausgereizt und musikalisch eindrucksvoll realisiert. Ein 'Geheimtipp' am Rande: Der Österreicher Gunar Letzbor ist ein ausgewiesener Spezialist für die Barockvioline und studierte u.a. bei Nikolaus Harnoncourt und Reinhard Goebel, beides anerkannte Spezialisten für Alte Musik. Vor einigen Jahren gründete Letzbor die Ars Antiqua Austria, ein hochkarätiges Ensemble, das sich vorwiegend mit dem Nischenrepertoire der österreichischen Musik des späten Barock beschäftigt, wer kennt schon einen Schmelzer, Vejvanovsky, Weichlein, Aufschnaiter, Bononcini oder Viviani...sowohl die Soloeinspielungen Letzbors - teilweise mit skordierter Violine - als auch die Aufnahmen mit seinem hervorragenden Ensemble sind mit ihren spieltechnischen und emotionalen Grenzbereichen eine hochaufregende Bereicherung und zeigen den enormen künstlerisch-musikalischen Rang der Musiker. Ein weiteres Highlight des CD-Repertoires in jeder Hinsicht - CD-Booklet und Coverphoto liegen auf einem ähnlich hohen Niveau wie der musikalische Inhalt - und ein höchst anspruchsvoller Prüfstein für subtilste Kultiviertheit einer elektroakustischen Reproduktion ist die folgende Teldec-CD: Franz Schuberts "Winterreise", 1827/28 komponiert nach Texten seines Zeitgenossen Wilhelm Müller, ist das musikalische Psychogramm einer Todessehnsucht, die wunderbare Schlichtheit der 24 Lieder des Zyklus beschreibt eindringlich die Atmosphäre eines quälenden Seelenschmerzes, technisch und musikalisch eine riesige Herausforderung für jeden Sänger und jeden Pianisten. Die Testkopfhörer bei den Hörsitzungen waren Beyerdynamic T1 und DT880, Sennheiser HD800 + HD700, AKG K701/702 sowie der Grado PS1000, dessen charakteristischer klanglicher Fingerabdruck mich am wenigsten überzeugen kann. Der ganz aktuelle AKG K712 Pro war auch dabei - inzwischen der fünfte (!) Vertreter aus der K7xx-Serie mit den K701-Treibern und wenig Neuem aus Österreich, wiederum ein preislich, optisch, haptisch und akustisch modifizierter K702 - und hat mittlerweile ebenfalls seine ersten Hörsitzungen hinter sich gebracht: geringfügig veränderte Treiberabstimmung im Vergleich zu K701/702 in der Tenor/Bassregion, für die ein oder andere Kopfform ein komfortableres Kopflederband ähnlich dem K601, ohne die von manchen Hörern als unangenehm empfundenen Noppen und veränderte Ohrpolster. Der K712 wird bei AKG in Wien gefertigt, nicht in China... Im Gegensatz zum OTL-Vollröhrenverstärker AUDICULA-II lässt sich der AUDICULA-Hybrid von wirkungsgradschwachen und leistungshungrigen isodynamischen Kopfhörertypen sowie von niedrigen Treiberimpedanzen wie beim 32Ohm PS1000 von Grado nicht beeindrucken, die erreichbaren Leistungsgrenzen liegen hier eindeutig beim Schallwandler und nicht bei der Antriebsquelle - mit seiner Flexibilität ist das Gerät ideal für die unterschiedlichsten Kopfhörer und Musikgenres... |