Reinhard Brunsch, VILLA SETTEMBRINI, Analoge Schwarzweiß-Fotografie pur
- Baryt-Silber-Gelatineprints / Fine-Print-Galerien -
Die digital basierte Fotografie blickt heute (2024) auf eine über 40-jährige Entwicklungsgeschichte zurück: ausgestattet mit modernsten Kameras, hochentwickelten Bildsensoren, intelligenter Firmware, gigantischer Speicherkapazität und komplexer Mikroprozessorelektronik ermöglicht sie heute nahezu jedem Amateur ohne jegliche fotografische Grundkenntnisse und mit minimalstem Lernaufwand unter Zuhilfenahme intelligenter Digital-Elektronik, künstlicher Intelligenz, raffinierter Bilddatei-Editoren und Bildbearbeitungs-Software zu ansprechenden und technisch akzeptablen Bildresultaten zu kommen - der gesamte Bildentstehungsvorgang in der Kamera ist vollständig durchautomatisiert, das Einzelbild ist quasi "kostenlos" und mit relativ einfachen Softwaremanipulationen lässt sich aus den digitalen Bilddateien der Kamera am heimischen Rechner per Mausklick der endgültige Bildausdruck an jede noch so abwegige Bildvorstellung anpassen - sogar "stürzende Linien", denen man dereinst mit sündhaft teuren und kompliziert zu handhabenden Shift-Objektiven zu Leibe rücken musste, oder Abbildungsfehler von Objektiven wie die Kissenverzeichnung von Weitwinkelobjektiven sind per Mausklick ganz wundersam augenblicklich korrigiert. Die angebotenen Problemlösungen erinnern mich oft an das bekannte Motto "it's quite easy to make butter out of shit" oder auch wie bei der "Schleppnetzfischerei" an die Aschenbrödel-Methode "das Gute ins Töpfchen, das Schlechte ins Kröpfchen", also das als "gut" eingestufte Bild aus einer Unmenge unbrauchbarer Bilder selektieren - das war beileibe nicht immer so... Als die Fotografie noch ausschließlich auf analogen, fotochemischen Prozessen basierte, wenige kostbare Bilder bis hin zum Einzelbild der Großformatfotografie auf einem "Film" zur Verfügung standen, das gesetzmäßige Zusammenwirken elementarer fotografischer Gestaltungselemente wie Objektposition, Fokussierung, Licht, Schatten, Objektumfang, Kontrast, Brennweite, Blendenwert, Belichtungszeit, Schärfentiefe und sensorische Eigenschaften des verwendeten Filmmaterials bei vielen engagierten Fotografen noch bekannt war und jedes Mal von Neuem in eine gestalterische und auch intellektuelle Herausforderung mündete, der komplexe Bildentstehungsprozess bis hin zum fertigen Aufsichtbild einen zweifach-Negativ-Positiv-Prozess erforderlich machte, der seinerseits auf einem primär "handwerklichen" und langsam-bedächtigen "work-flow" beruhte, war das langwierige Procedere zur Herstellung qualitativ hochwertiger fotografischer Bilder noch nicht so ganz einfach... gerade in der nicht standardisierten Schwarzweißfotografie brauchte es sehr viel Erfahrung und fotografisches know-how, um in der langen Kette der für die Bildentstehung notwendigen Einzelprozesse mit den unzähligen Filmmaterialien, fotochemischen Präparaten und Fotopapieren des Weltmarktes aussagefähige Bildergebnisse zu produzieren. Bereits die typ- und motivgerechten Entwicklung eines fotochemischen Schwarzweiß-Films, der hier sowohl Bildsensor und Bildspeicher zugleich ist, erfordert zur Herstellung eines fototechnisch optimalen Fine-Print-Negativs auch ohne "Zonensystem" einen enormen Fundus an entsprechendem Hintergrundwissen und praktischem Geschick... Wie der Begriff "Camera" bereits nahelegt handelt es sich bei diesem optischen Gebrauchsgegenstand lediglich um eine lichtdichte "Kammer", deren eigentliche Funktion darin besteht, einen im Inneren fixierten lichtempfindlichen "Film" vor unkontrolliertem Lichteinfall zu schützen - lediglich ein winziges Loch bzw. später ein optisches Linsensystem ermöglichen einen bilderzeugenden Lichteinfall. Die erreichbare TECHNISCHE (!) Qualität der optischen Abbildung eines Motivs im ERSTEN (!) Positiv/Negativ-Prozess ist dabei von dieser "Kammer" völlig unabhängig, egal ob es sich um eine extrem teure und prestigeträchtige Leica-"Kammer", Hasselblad-"Kammer" oder eine billige und simple Plastik Lomo-"Kammer" handelt. Ist die "Kammer" lichtdicht dann entscheidet über die technisch (!) erreichbare Abbildungsqualität des NEGATIVS (!) ausschließlich das Negativformat, die optische Leistung des eingesetzten Kamera-Objektivs, die Qualität des Filmmaterials zusammen mit dem fotochemischen Potential der eingesetzten Fotochemie sowie das Know-How des Fotografen... Verfügt der Fotograf / die Fotografin über fundierte sowohl praktische als auch theoretische fotografische Erfahrung zusammen mit dem notwendigen fotografischen Talent bei der Entstehung, Ausarbeitung und Interpretation eines Negativs, konnten bei sorgfältiger Arbeit in beiden Positiv/Negativ-Bildprozessen UND hochwertigen Materialien auch mit einer wirklich simplen 6x6 Rollfilm Agfa-IsoletteIII von 1950 oder einer Agfa-Billy von 1930, beide ohne Belichtungsmesser ("wenn die Sonne lacht nimm' Blende acht..."), die Isolette mit Entfernungsmesser, HERAUSRAGENDE und BEEINDRUCKENDE sowie ARCHIVFESTE Bildresultate bis zum Format 50x50cm (!) erzielt werden, die sich rein phototechnisch weder vor den Bildern einer Mittelformat 6x6 Hasselblad Spiegelreflex mit Zeissoptiken noch vor den SW-Bildprodukten aktueller hochgerüsteter Vollformat-Digitalkameras verstecken brauchen - vorausgesetzt die beiden erwähnten Einfach-Kameras hatten eine gepflegte vierlinsige Spitzenoptik Solinar 1:4,5, eine Tessar ("Adlerauge") -Variante, wurden mit einem formidablen ADOX R17DIN-SW-Dünnschicht Schwarzweiß-Negativfilm von 1950 mit bekannt großzügigem Belichtungsspielraum geladen und es wurde bei der sehr langen Kette der photochemischen Bildherstellung kenntnisreich und entsprechend sorgsam gearbeitet - Beweisstücke dafür gibt es in meiner Galerie mehr als genug... Immerhin stecken in der analogen Schwarzweiß-Fotografie 180 (!) lange Jahre Entwicklungsarbeit und Erfahrungen von zahllosen klugen und kreativen Köpfen und was noch hinzukommt war die Tatsache, daß die präzise ästhetische Kontrolle über das endgültige fotografische Aufsichtbild in der langen Kette der Bildentstehung fast immer (!) jeweils von einem erfahrenen und engagierten Fotografen vorgenommen wurde, der in keinem Fall die Ausarbeitung einem kommerziellen Großlabor bzw. einem Druckautomaten überlassen würde... In meinen Galerien findet man lupenreine durchgängig analog gefertigte Mittelformat SchwarzWeiss-Fotografie, Formate 20x30cm bis 50x50cm, je nach Bildinhalt mit unterschiedlichen, dem jeweiligen Genre/Motiv angepassten Fotopapiersorten, Papieroberflächen und fotografischen Verfahren (u.a. auch Lith-Technik), passepartouriert und in stilvollen Naturholzrahmen präsentiert. Sämtliche fotografischen SW-Bilder entstanden im eigenen Fotolabor, vergrößert auf den ehemals edelsten und besten Fotopapiersorten des Marktes, u.a. sowohl auf den legendären Agfa Record Rapid Barytpapieren als auch auf den unvergleichlich geschichtsträchtigen ungarischen Barytpapieren FORTE FORTEZO Museum Warmton - letzteres Fabrikat bot dem erfahrenen Printer unglaublich herausragende und besonders lithfähige Festgradationen mit Hochglanzpotential und unerreichten maximalen Schwärzungsdichten, gigantischem Kontrastumfang, extrem differenzierter Grautonskala und edelster Bildanmutung, mit Kodak Selentoner und mit einer Hochglanzpresse auf spiegelnden Glanz gebracht - eine der anspruchsvollsten Aufgaben im Labor - war das alles sogar noch steigerungsfähig...für mich (!) war das ungarische Forte Fortezo Museum Warmton das allerbeste Papier des gesamten Weltmarkts, ein Highlight der Baryt-Fotopapiere, mit dem sich ein eindrucksvoller Silbergelatineprint bei entsprechend sorgsamer Laborarbeit zu ungeahnten ästhetischen Höhenflügen aufschwingen konnte: oft kopiert, nie erreicht... Kenner der mittlerweile leider museal-altehrwürdigen, extrem differenzierten Laborpapierszene wissen sicher, wovon hier die Rede ist - ohne jeglichen auch nur annähernd gleichwertigen Ersatz (!) haben sich einzigartige fotochemische SW-Premiumpapiere der analogen Schwarzweiß-Fotografie auf Nimmerwiedersehen verabschiedet, was für viele SW-Analogfotografen in aller Welt das "AUS" ihrer Laboraktivitäten bedeutete ... eventuell gibt es ja - ähnlich wie bei der Vinyl-Schallplatte - ein analoges Fotografie-Revival mitsamt der untergegangenen Fotopapierszene, es sieht leider nicht danach aus... |