ludus luminosus

RC-Modell von Astrid Lindgrens Kajütboot "Sea Chaser I" alias "Solö Ruff" von 1960 - Original gebaut von AB Örnmaskiner aus Storebro/Schweden...



Cabincruiser Solö Ruff
- Solö Ruff 1... -

Cabincruiser Solö Ruff
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Cabincruiser Solö Ruff
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Cabincruiser Solö Ruff
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Cabincruiser Solö Ruff
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Die schwedische Werft AB ÖRNMASKINER baute ab 1946 lediglich Ruderboote zum Angeln, später Campingboote im Auftrag des Konzerns Electrolux AB. Electrolux war damals im Besitz des schwedischen Außenbordpioniers ARCHIMEDES, der 1907 den weltweit ersten Außenbordmotor vorstellte und wollte mit der Kooperation mit der Bootswerft in Storebro den Absatz der konzerneigenen Außenbordmotoren fördern.
Zur Steigerung des Umsatzes des Unternehmens wurde Anfang der 50iger Jahre des letzten Jahrhunderts unter der Ägide des Konstrukteurs und Bootsdesigners Einar Runius eine durchgängig in skandinavischen Traditionen verwurzelte eigene Produktlinie eines 24 Fuss (ca.7 Meter) großen Freizeit-Kajütboots entwickelt, das Design und die "Zutaten" der Konstruktion hatten das Zeug zu einem Bestseller und waren im Ergebnis ein Glanzstück des skandinavischen Motorbootbaus: das Boot war komplett aus Holz, der Rumpf eigentlich eine Knickspant-Variante, aber Boden und Seitenteile nicht mit großflächigen, preisgünstigen Sperrholzplatten verschlossen, sondern in typisch skandinavischer "Wikinger-Manier" mit geklinkerter Plankenverlegung, d.h. die fast ausschließlich verwendeten Mahagoni-Rumpfhölzer waren nicht "kraweel" Stoß-an-Stoß beplankt, sondern überlappten sich an ihren Längskanten. Hinzu kam ein unverwüstlicher, ausdauernder und mittelmäßig-starker (70 PS) Innenbord-Benzinmotor des Marktführers für Marinemotoren VOLVO PENTA und ein unverkennbar breit und großzügig konzipiertes "Wohn-Cockpit" mit einer Kajüte in Sitzhöhe für 2 Schlafplätze im Vorschiff, ideal für ausgedehnte Wochenendausflüge auf den zahlreichen Binnenseen Schwedens oder den Küstengewässern der schwedischen Ostsee - ein ganz anderes Konzept als dasjenige der gertenschlanken, extrem motorisierten "runabouts" von Chris-Craft aus den USA, die einzig und allein der Präsentation eines bühnenreifen Lifestyles und der damit verbundenen "show" eines vergnüglichen Herumflitzens (="runabout") auf dem ufernahen Wasser dienten, direkt in Sichtweite eines staunenden Publikums...

Bald nach ihrer Vorstellung setzte sich die Baureihe VINDÖ und die etwas größere SOLÖ RUFF sehr erfolgreich auf dem internationalen Bootsmarkt durch und erreichte ähnlich wie die amerikanischen und italienischen Chris-Craft bzw. Riva-Boote sehr bald den Status eines schwedischen Motorbootklassikers.
Auf dem deutschen Markt als "Örn Kajütbooot" (1953), als "Adler-Vorderkajütkreuzer" (1960) und als "Adler Boot-Typ Solö" angeboten, im englischen Sprachraum wurde es unter den Bezeichungen "Sea Chaser" bzw. "Sea Chaser I" oder "Baltic Sea Chaser 25" verkauft. Heute sind funktionstüchtige und guterhaltene bzw. restaurierte Exemplare außerordentlich begehrte Sammlerstücke...

Im Laufe von 12 Jahren entstanden von 1952 bis 1964 verschiedene Varianten eines attraktiven, seetüchtigen und kreuzfahrttauglichen Kabinenkreuzers, die mit unterschiedlichen Abmessungen, Lackierungen, Ausstattungen und für Hardcore-Bastler sogar als Bausatz (mit fertigem Rumpf...) weltweit vermarktet wurden, wobei sich das großzügige Grunddesign mit geklinkertem Rumpf, sehr geräumigem Cockpit, einem VOLVO-Penta Motor und einer Vorderschiff-Kajüte mit 2 Schlafstellen im Laufe der Jahre kaum verändert hatte. Mit dem deutschen Bootskonstrukteur und seinem STOREBRO ROYAL CRUISER änderte sich Mitte der 60iger Jahre das Bootsdesign der schwedischen Werft, die Produktion der Runius-Boote wurde eingestellt.

In Schweden wurde das Kajütboot als „durchdachter Familienkreuzer“ unter dem Namen "Solö Ruff" angeboten - mit über 800 Exemplaren war es der meistverkaufte Cabin-Cruiser in Skandinavien.
Attribute wie „schön, seetüchtig und besonders kreuzfahrttauglich“ wurde die Solö-Serie im Katalog der Werft AB Örnmaskiner (später Storebro Bruks AB) beworben und war damals für schlappe 22650.- schwedische Kronen zu haben.

Zu den zahlreichen prominenten Kunden zählte auch die bekannte schwedische Autorin Astrid Lindgren, die ihren "Solö" überaus liebte und mit ihm häufig und gerne in den Schären herumschipperte...

Nach dem Motto "Tradition trifft Moderne" gab es seit 2009 eine besonders edle, teure, moderne und angemessen modifizierte "Replik" der klassischen Solö Ruff, die den skandinavischen Geist des schwedischen Bootsdesigns der 50iger Jahre mit modernen Produktionsverfahren, Technologien, und Ansprüchen von Kunden des 21. Jahrhunderts behutsam vermischt, ohne das originale Grunddesign völlig aufzugeben: die GOLDEN-CUT 28W (W steht für Wood, GFK im Unterwasserteil...) - hochtrabend benannt nach dem altehrwürdigen Teilungsverhältnis des Goldenen Schnitts, auch "proportia divina" genannt, das in der Kunst und Architektur eine nicht seltene Rolle spielt.
Mit ihren 8,5 Meter ( = 28 Fuß ) Länge und 2,75 Meter Breite (ca. 3 : 1...) entsprachen die angewendeten Bootsmaße zwar nicht der "göttlichen Proportion" (ca. 1,6 : 1) - ein derartig konsequent durchgezogenes Grunddesign eines Retro-Kajütboots à la "Breitmaulfrosch" wäre bootsbautechnisch sicher wenig praxistauglich und vor allem unverkäuflich ... hier scheint mir eine ziemlich abgefahrene Marketing-Idee im Spiel gewesen zu sein, der ursprüngliche Entwickler Einar Runius dachte (vermutlich...) beim Design seiner Solö Ruff vor über 70 Jahren sicher an alles mögliche, aber eher nicht an den Goldenen Schnitt ...

Der 200 PS starke Volvo-Penta-Diesel machte aus der Golden-Cut 28W - es gab sie auch als 28G mit komplettem GFK-Rumpf und 220 PS - zu einem amerikanisierten schwedischen Retro-Runabout mit Kajüte, erdacht und konzipiert wurde es von Richard Granberg und diversen Mitstreitern in der schwedischen Schiffsbaustadt Vastervik im Zusammenhang mit der Restaurierung einer Original Solö Ruff, die zahlreichen Zulieferanten und Produktionsstätten für das bemerkenswerte Unternehmen verteilten sich über den ganzen Globus - mehr zur Philosophie und Realisation des Retro-Projekts siehe auch hier...

Ein Verkaufsschlager wurde die Golden-Cut nicht - warum auch immer, im Jahr 2011 musste der Hersteller GOLDEN-CUT-YACHT AB die Zahlungsunfähigkeit anmelden - es wurden lediglich 10 Boote gebaut, davon fünf 28W und fünf 28G-Varianten...

Zurück zum RC-Modell: angetrieben von einem "bärenstarken" Brushless-Motor, der über eine kugelgelagerte Edelstahlwelle den metallenen Racingpropeller bewegt, hält es sich im wesentlichen an die Vorgaben des großartigen Vorbilds, Kompromisse sind selbstverständlich dabei unausweichlich - u.a. ist der große Kippschalter im Cockpit notwendigerweise der üppigen Strombelastung (bis zu 20 Ampère...) des LiPo-Akkus durch den Propellerantrieb geschuldet und wurde absichtlich (form follows function...) nicht versteckt, es ist eben ein rasantes RC-Fahrmodell und kein Museums-Standmodell nur zum anschauen...

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