enigma-line 53 Verstärkermodul mit Edcor-Ausgangstransformatoren, Netzteilmodul und IR-Fernbedienung



enigma-line 53

Ein hochwertiger Retro-Röhrenverstärker mit EL84 Endpentoden.


© Reinhard Brunsch

Frei inspiriert nach einer Abwandlung eines klassischen Romantitels des französischen Romanautors Marcel Proust (1871-1922):

'À la recherche du son perdu' oder auch 'Auf der Suche nach dem verlorenen Klang'...

enigma-line 53 mit JAMES Übertragern von Jianshin/Taiwan...
enigma-line 53 Verstärkermodul mit den optisch wie akustisch überragenden
JAMES Übertragern von JIANSHIN aus Taipei / Taiwan (der Hersteller existiert leider nicht mehr...)

Erstes Kapitel...

"Listen to the music, don't listen to your audio-gear..." Peter Walker, Gründer der britischen Audiofirma Acoustical Manufacturing, Hersteller von QUAD ®

Dieser außergewöhnliche, nach höchst anspruchsvollen Kriterien (aber ohne die akustisch keineswegs nachvollziehbare Voodoo-Materialverschwendung zahlloser 'getunter' Hi-End Verstärker...) aus meiner kunsthandwerklichen Retro-Audiotechnik-Manufaktur, ist weitaus mehr als 'nur' eine audiophile Hi-End-Komponente: es ist ein äußerst feinzeichnendes, exclusives  elektronisches 'Musikinstrument', ein sowohl akustisches als auch optisches Transportmittel für eine wundersam süchtig machende Reise in die längst vergangene Zeit einer einstmals außerordentlich hochentwickelten medialen Hörkultur, lange noch vor der massenhaften Verbreitung der optischen Medien und Lichtjahre entfernt von derartig grenzdebilen Quotenhits wie etwa Ballermann-Award, Dschungelcamp, DSDS, aber auch diverse andere Sendungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks / Fernsehens, die jedem qualitätsbewussten Zwangszahler des unsäglichen "Rundfunkbeitrags" bzw. der Mediensteuer die Tränen in die Augen treiben.
Zudem ist es eine Zeitreise in die fünfziger Jahre der Hi-Fidelity Röhrenära des letzten Jahrhunderts und gleichzeitig meine ganz individuelle 'Liebeserklärung' an die Musik - aber auch eine 'hommage' an die Entwicklungsingenieure der 1953 vom holländischen Konzern PHILIPS ® in den Röhrenmarkt eingeführten, legendären Noval-Leistungspentode EL84/ 6BQ5, diesem miniaturisierten, von vornherein speziell und ausschließlich für Audio-Endstufenanwendungen konstruierten Röhren-Kraftpaket, das mich auch heute noch mit seinem singulären musikalischen Schmelz und seiner unvergleichlichen Klangaura betört, die in dieser Funktion häufig verwendeten Hochfrequenz-Sende-Endröhren überlegen-grandios in die ihnen zukommenden Grenzen verweist und sie im wahrsten Wortsinne als 'Notlösungen' oder auch 'Fehlbesetzungen' entlarvt - welcher engagierte Audio-Elektroniker würde derartiges Tun in hochwertigen Halbleiterverstärkern tolerieren oder gar akzeptieren...?

enigma-line 53 Verstärkermodul mit Edcor-Ausgangstransformatoren, Anschlussfeld
Rückseitiges Anschlussfeld des enigma-line 53, Ausgangstransformatoren von EDCOR, USA.

Mit Ausnahme des Netzteils, das bei vielen älteren Schaltungsentwürfen Problemzone und Achillesferse zugleich ist, basiert das Schaltungskonzept des eigentlichen Verstärkermoduls auf einem fast unübertrefflichen, klassischen Audio-Design der bekannten englischen Elektronik-'Edelschmiede' Mullard ® Limited, einem der drei Mitglieder des damaligen europäischen 'Röhrengiganten'  Philips ® / Mullard ® / Valvo ®. In der Hochphase der Hi-Fi-Röhrenelektronik - am Beginn der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts - entwickelten die beiden Elektronik-Ingenieuere D.H.W.Busby / W.A.Ferguson vom Mullard Application Research Laboratory eine berühmt gewordene Baureihe von drei zukunftsweisenden, leistungsfähigen Home-Hi-Fi Mono-Röhrenverstärkern mit angepassten Ausgangsleistungen für jeweils kleine, mittlere und größere Räume.
Deren Schaltung wurde 1954 veröffentlicht, u.a. auch zur Absatzsteigerung der feinen Mullard-Röhren aus eigener Produktion, den Audioröhren EF86, ECC83 (eine bereits 1947 von RCA ® unter der Bezeichnung 12AX7 entwickelte Noval-Variante der bekannten Oktal-Doppeltriode 6SN7), EL84 und EL34 sowie der Noval-Doppeldiode EZ80 für die Vollweggleichrichtung der Anodenspannung im Netzteil - Halbleiterdioden waren damals nicht verfügbar.
Bei den Röhrenverstärkern handelt es sich um die beiden Gegentakter Mullard 5-10 mit dem größeren 'Bruder' Mullard 5-20 und den kleinen Single-End Mullard 3-3.
Das hier anvisierte mittlere Modell Mullard 5-10 ist ein schaltungstechnisch höchst intelligent konstruierter Gegentakt-Hi-Fi Mono-Verstärker mit 5 Röhren und 10 Watt sinus Ausgangsleistung, der seinerseits auf ein bekanntes Schaltungsdesign des britischen Röhrenspezialisten D.T.N. Williamson zurückgreift, den 1947 erschienenen Williamson-Verstärker - einer der ersten echten High-Fidelity Verstärker in der Röhrengeschichte und sicher das einflussreichste Schaltungskonzept der HiFi-Röhrenverstärkertechnologie überhaupt.

Link zum Originalartikel aus der englischen Fachzeitschrift: Practical Wireless Magazine


enigma-line 53
enigma-line 53 Verstärkermodul mit EDCOR-Trannies + aktuelle PSU...

Da die leistungsmäßig eher schmalbrüstigen Single-End (mit nur einer einzigen Endröhre) Röhrenverstärker prinzipbedingt nicht imstande waren, die immer häufiger artikulierten Forderungen nach realistischen HiFi-Lautstärken einzulösen, präsentierte der englische Röhrenhersteller 1954 den Hi-Fi-Gegentakt-Verstärker Mullard 5-10.
Dieses bereits 1912 von Edwin Henry Colpitts - dem Elektronikpionier, Erfinder der nach ihm benannten Colpitts-Oszillatorschaltung, US-Kanadier und Chef der Forschungsabteilung beim renommierten Röhrenhersteller WESTERN ELECTRIC ® - für Elektronenröhren entwickelte Push-Pull-Schaltungsprinzip (Gegentaktverfahren) ermöglicht eine weitaus ergiebigere Leistungsausbeute der Verstärker-Endstufe, da die beiden Signalhalbwellen jeweils getrennt auf ein Endröhrenpaar verteilt werden.
Der Mullard 5-10 bot eine nach dem Motto 'reduce to the maximum' raffiniert-einfach konzipierte Verstärkerkonfiguration mit sorgfältig und vor allen Dingen passgenau zu einem homogenen Ganzen aufeinander abgestimmten Verstärkerstufen und demonstrierte damit (auch aus werbestrategischen Motiven...) das enorme Leistungspotential seiner damals aktuellen Miniatur-Röhrengeneration mit Novalsockel - auch heute noch sind guterhaltene und sorgfältig restaurierte (!) Exemplare in ihrer Leistungsklasse klanglich eine anerkannte HiFi-Referenz, hauptsächlich wegen ihrer herausragenden Partridge-Ausgangsübertrager.
Das bewährte Schaltungsdesign der beiden Vorstufen wurde in der etwas später erschienenen noch leistungsstärkeren Variante Mullard 5-20 (mit 2 x EL34 in der Endstufe) und seiner ziemlich raren Kopie Audiomaster 11a des Londoner Herstellers W & N Electronics beibehalten.

Der enigma-line 53 ist kein sklavischer 'Klon' des berühmten Vorbilds sondern eine eigenwillige Verbindung von altbewährter Audio-Technik und aktuellem elektronischen Know-How, mit modernen, langlebigen und hochwertigen Bauteilen realisiert. Dabei kommt der Verstärker ohne jegliche Spielart von Voodoo-Mumpitz aus, dem Wegbereiter des akustischen Placeboeffekts (lateinisch, Futur von 'placere' = gefallen, im Sinne von 'gefällig sein'...) - beides wenig ernstzunehmende Auswüchse von dreist-durchgeknalltem HiFi-Marketing (es erinnert mich lebhaft an das gleichermaßen erfolgreiche Vermarktungskonzept nicht minder wirkungsloser Gerätschaften zum Voodoo-Thema 'physikalische Wasserenthärtung'...) - in Anlehnung an den Verbraucherschutzverein Foodwatch, der alljährlich den Goldenen Windbeutel für dreiste Werbeaussagen in der Nahrungsmittelindustrie verleiht , könnte ein Audiowatch-Verein bei so mancher Hi-End-Firma für Aufklärung sorgen...
Die heute nicht ohne Grund äußerst hoch gehandelten Premiumverstärker der Röhrenära - vorwiegend aus bekannten englischen oder US-amerikanischen Elektronikschmieden, aber auch aus der von den beiden deutschen Hi-Fi Pionieren Horst Klein und Walter Hummel 1945 gegründeten schwäbischen Elektronikfirma Klein+Hummel - hatten derartigen Blödsinn nicht nötig, sie glänzten schlichtweg mit ihrer einzig sinnreichen Eigenschaft, nämlich einer dauerhaft überzeugenden 'Musikalität', was in der Folge häufig den langfristig hochzufriedenen audiophilen HiFi-Gourmet (ist wohl heutzutage eher selten und eigentlich eine 'Contradictio in adjecto'...) hervorbrachte, der schlichtweg ohne den permanent bohrenden, neurotischen Wunsch nach endlosem Gerätetuning und 'upgrade fever' auskam und seine meist gering bemessene Freizeit wirklich noch mit engagiertem Musikhören verbrachte...(was bei den Verkaufsstrategen der HiFi-Industrie für schlaflose Nächte bzw. heftige Albträume sorgte...eingesetzte Gegenmaßnahmen siehe oben...).
In diesem Zusammenhang werden allen Ernstes (!!) exzessive Diskussionen über naturwissenschaftlich nicht nachvollziehbare und völlig unhaltbare Aktivitäten geführt - das vielfach behauptete "überirdische" Hörvermögen, mit dem so manche selbsternannten Hörspezialisten der HiFi-Fachpresse angeblich ausgestattet sind und damit sprichwörtlich das "akustische Gras wachsen hören", nötigt jeden profund ausgebildeten professionellen Tonmeister zum Kopfschütteln und sollte jeden HiFi-Skeptiker im wahrsten Sinne des Wortes hellhörig werden lassen.
Hierzu gehört als sog. "Tuningmaßnahme" getarnter Humbug wie z.B. das stundenlange Einspielen (!!) von Audio-Verbindungskabeln bzw. Netzkabeln (natürlich nur mit 'Animatortechnik'...), die ausgiebige Beschäftigung mit angeblich hörbaren Klangunterschieden (es geht nicht um die Störsicherheit) von symmetrisch-differenzieller und unsymmetrischer Signalübertragung oder auch die klanglichen Vorteile von Nanoohm-Widerständen im reingoldenen Lautsprecherkabel - dieses hat im übrigen eine schlechtere Leitfähigkeit als reines Kupferkabel... - die Palette und der Einfallsreichtum der Marketingstrategen ist schier endlos...
Es ist eigentlich schade, hier wird aus Gründen einer äußerst fragwürdigen Marketing-Performance und Profitgier das 'Eigentliche' verdeckt, um das es hier gehen sollte, das zwar wie bei Saint-Exupéries 'Kleinen Prinzen' unsichtbar ist, aber keineswegs unhörbar: die Musik - ich selbst verbringe die begrenzte Lebenszeit lieber damit !

Ein optimaler Beitrag zu einer fundierten Bewertungsautonomie und gleichzeitig die effektivste Waffe zur Abwehr von raffiniert lancierten Marketing-Attacken und (nachgewiesenen!) psychischen Wirkungsmechanismen wie Suggestion und Konditionierung ist unbestritten ein mit musikalischen Talenten ausgestattetes Ohr in Verbindung mit einer sorgfältig-differenzierenden, langfristig erworbenen Gehörbildung - dazu etwas mehr im nächsten Kapitel.

Zurück zum enigma-line 53: mit seiner besonderen Konzeption macht dieser Edel-Verstärker jedem engagierten Musikliebhaber und trainierten Musikhörer - nach über 50 Jahren permanenter Innovation und vermeintlichem Elektronik-Fortschritt - im wahrsten Sinne 'spielend' seine bemerkenswerte musikalisch-klangliche Überlegenheit deutlich und öffnet ihm eine Tür zur Welt des lustvollen, gleichermaßen entspannten und ermüdungsfreien Musikhörens.

Die für Hi-Fidelity Zwecke konstruierte Low-Noise-Pentode EF86 errang mit ihrer besonderen klanglichen Performance und dem riesigen erreichbaren Fremdspannungsabstand, bei dem sogar moderne FETs kaum mithalten können, weltweite Reputation - sie wurde u.a. deswegen als Impedanzwandlerröhre im legendären [ U 67 ] Röhren Großmembran-Kondensator-Mikrofon (1961-1970) der weltberühmten Berliner Nobelfirma GEORG NEUMANN ® eingesetzt - ein Mikrofon, das wegen seiner exzellenten 'Musikalität' heute noch, nach über 40 Jahren rasanter technischer Weiterentwicklung, ausgewiesene 'Hör'-Fachleute - keine selbsternannten 'Hör'-Experten ! - wie Musiker, Tonmeister, Toningenieure und Tontechniker ins grenzenlose Schwärmen bringt.
Wie immer bei derart euphorischen Bewertungen ist auch hier Mißtrauen angebracht - aber Tatsache ist: die dem Fachpublikum bekannten, klanglich überragenden Decca ® Kult-Klassikaufnahmen Sonic-Stage der sechziger Jahre, entstanden unter der Klangregie von John Culshaw (1924-1980) vorzugsweise mit dem 'Kondensator-Druckgradient Empfänger' (so ist die genaue Bezeichnung der U-67 Mikrofonkapsel in der Fachsprache...) des NEUMANN U 67 und genießen auch heute noch - trotz der komprimierten Dynamik ihrer analogen Aufnahmetechnik - durchaus berechtigten Referenzstatus, wobei das von vielen Anwendern diesem Mikrofontyp klanglich zugeordnete Attribut 'musikalisch' keinesfalls gleichbedeutend ist mit dem linealgeraden 'neutral'. Auch die Beatles verwendeten in ihren Abbey Road Studioproduktionen die Neumann Mikrofone U47, U48 und U 67.
Die Königsklasse der Mikrofone entfaltet ihre akustischen Stärken besonders kultiviert mit dem Röhren-Impedanzwandler, da Elektronenröhren aufgrund ihrer Bauweise hochohmige Bauelemente sind. Auch heute arbeitet die EF86 in dieser außerordentlich anspruchsvollen Funktion (zusammen mit Übertrager ist eine Impedanzwandlung von ca.1GigaΩ auf ca.200Ω Quellimpedanz zu bewältigen...) noch immer für professionelle Großmembran Kondensatormikrofone - u.a. im Modell UM 92.1S des Neumann-Firmenablegers Microtech Gefell ®.

Wie im NEUMANN U 67 ist die EF86 in der Eingangsstufe des enigma-line 53 - im Gegensatz zur Original-Schaltung des Mullard 5-10 - ebenfalls als  Pseudo-Triode geschaltet, was das pentodentypische Verteilungsrauschen verhindert und ausgezeichnete Frequenzlinearität garantiert.

Das weiter unten näher erläuterte Schaltungsprinzip der Gegenkopplung ist in manchen HiFi-Kreisen ungerechtfertigterweise in Mißkredit geraten - die Dosis macht das Gift... Daß man damit akustisch herausragende Ergebnisse erzielen kann, wenn nur das notwendige Know-How vorhanden ist, lässt sich am bereits erwähnten Neumann Röhren-Kondensatormikrofon U 67 zeigen, in dessen Vorverstärkerstufe eine maßvoll gegengekoppelte EF86 klanglich äußerst effektiv eingesetzt wird. Ein weiteres Beispiel für einen klanglich vorbildlichen Einsatz der Gegenkopplung sind die legendären Röhren Mikrophon-Vorverstärker V72 (1952) und V76 (1958) sowie die EL42-Gegentaktendstufe V73 aus den 50iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, entwickelt ohne ein vorgegebenes Kostenlimit vom Institut für Rundfunktechnik in München für den damaligen Nordwestdeutschen Rundfunk NWDR, der V76 gebaut von der Firma Tonographie Apparatebau in Wuppertal, der V72 und V73 von der Hugo Maihak AG in Hamburg und von Siemens für die Rundfunk- und Fernsehstudios der fünfziger Jahre, aber auch für die berühmte Deutsche Grammophon Gesellschaft - auch der Mikrofonhersteller Neumann belieferte mit seinen Mikrofonen U47, U48 und U67 ausschließlich Rundfunkanstalten, Schallplattenstudios und Hochschulinstitute. Durch die damit verbundenen geringen Stückzahlen werden heute für funktionsfähige, original erhaltene Exemplare Unsummen geboten, die Gerätschaften gelten als unübertroffene Beispiele für den außerordentlich hohen Stand der Röhrenelektronik sowohl im Bereich der Mikrofon / Mikrofon-Vorverstärkertechnologie als auch bei den Leistungsendstufen.
Das Schaltungskonzept des Mullard 5-10 sieht ebenfalls eine Gegenkopplung vor - deswegen ist zur Vermeidung von stabilitätsmindernden Phasenverschiebungen in den Vorstufen die EF86 direkt, d.h. ohne den üblichen Koppelkondensator, mit der folgenden Doppeltriode ECC83 / 12AX7 verbunden - drei jeweils geringfügig modifizierte Varianten von mir verwenden in der Phasenumkehrstufe die russische 6H2П, eine 6H1П bzw. eine Spanngitterröhre 6H23П mit ihren besonders vorteilhaften Mikrofonie- und Rauscheigenschaften.
Die hochverstärkende Doppeltriode arbeitet nach der 'long-tailed-pair' Differenzverstärkertopologie ('auch bekannt als 'cathode-coupled phase splitter'), die im Gegensatz zu einer 'Concertina-Variante' aufwändiger ist und zwei Triodensysteme benötigt, dafür aber ausgezeichnete Rauschunterdrückung, gleiche Impedanz für die abgehenden Signale, optimales Klirrverhalten, sehr gute Signalstabilität und genügend Steuerspannung für die Endstufe liefert - das gewählte Schaltungskonzept vereint gewissermaßen die beiden Funktionen einer Phasenumkehr- und Treiberstufe.
Die Schaltung wurde von dem Erfinder der Stereophonie, dem englischen Elektroniker Alan Dower Blumlein, bereits 1936 entwickelt - über hochwertige Koppelkondensatoren versorgt sie die beiden Endstufenröhren EL84 mit amplitudengleichen, aber gegenphasigen Steuersignalen. Eine automatische Gittervorspannungserzeugung mit Kathodenwiderständen sorgt für die Langzeitstabilität der Betriebsdaten und Wartungsfreiheit des Endstufenteils.
Im Gegensatz zur originalen Mullard-Schaltungsvorlage verwendet die PushPull-AB-Endstufe des enigma-line 53 das ebenfalls von Alan Blumlein im Jahr 1938 patentierte 'Distributed-Load-Prinzip' - diese 'Schirmgitter-Gegenkopplung' kam erst in der bereits erwähnten späteren Verstärkervariante Mullard 5-20 zur Anwendung und ist in den USA als Ultralinearprinzip bekannt geworden. Das besondere Endstufenkonzept aktiviert den 'Sweet-Velvet-Spot' der End-Pentoden und ist für das 'samtige' Klangergebnis mitverantwortlich.   Die exzellenten Hi-Fi Ausgangsübertrager des kanadischen Trafospezialisten HAMMOND ® bzw. des amerikanischen Herstellers EDCOR ® haben primärseitig spezielle Schirmgitteranzapfungen für die EL84, bei der die Endröhren gewissermaßen jeweils zur Hälfte im Trioden- und Pentodenbetrieb arbeiten. Da die berühmten englischen P4200 Partridge-Übertrager des Original-Modells nicht mehr erhältlich sind, verwendet eine besonders hochwertige Variante des enigma-line 53 die vergleichbaren und außergewöhnlich feinen JAMES-Transformatoren (JS-6228HS) des taiwanesischen Audiotransformer-Spezialisten Jianshin aus Taipei.
Die Übertrager addieren das Ausgangssignal, passen den hohen Ausgangswiderstand der Endröhren an die geringen Lautsprecherimpedanzen an und trennen gleichzeitig die Lautsprecher von den Anodenspannungen.
Auch für die heutzutage gestiegenen Anforderungen an eine realistische Reproduktion von sehr lauten Musikpassagen, wie sie z.B. in stark besetzter Orchestermusik, Orgelmusik oder auch Rockmusik häufig zu finden sind, ist die maximale Ausgangsleistung der Endstufe bei dem durchschnittlichen Lautsprecher-Wirkungsgrad von ca. 4-6% völlig ausreichend.
Ehemaliges MULLARD-Logo

Wie im Williamson-Verstärker kommt in der Originalschaltung des Mullard 5-10 die bereits erwähnte bedeutende Erfindung des Amerikaners Harold Stephen Black aus dem Jahr 1927 zum Einsatz, die 'negative Rückkopplung', 'Gegenkopplung' oder auch 'Degenerative Feedback' genannt, die u.a. für bessere Linearität und besseres Klirrverhalten sorgt - Black war wie Colpitts ebenfalls Elektronik-Ingenieur bei WESTERN ELECTRIC ®.

Die im Original-Mullard 5-10 über den gesamten Verstärkerzweig vorgesehene Gegenkopplung ist für die bereits erwähnten englischen Vintage-Transformatoren Partridge P4200 dimensioniert - zur Vermeidung einer Schwingneigung der Schaltung, die sowohl durch die hochsteilen EL84-Endröhren als auch durch die unterschiedliche Phasenverschiebung der beim enigma-line 53 verwendeten modernen Ausgangstransformatoren bedingt ist, wird das für das Ausmaß der Gegenkopplung entscheidende RC-Gegenkopplungsglied an den jeweiligen Übertrager und an das Impedanzverhalten der verwendeten Lautsprecher angepasst.
Für ein klangliches Feintuning und eine eventuell gewünschte Anpassung an die Anforderungen unterschiedlicher Musiksparten lässt sich der Gegenkopplungsfaktor mit einem Kippschalter auf der Rückseite des Verstärkermoduls verringern - dabei ändert sich die Klangcharakteristik, die Verstärkung nimmt zu, umgekehrt nimmt der für den Bassbereich wichtige Dämpfungsfaktor ab.
Last but not least: das nostalgische Leuchtbild einer EM83 - eine Rarität unter den Magischen Augen, die ausschließlich von der Röhrenindustrie der ehemaligen DDR gebaut wurde - gibt Hinweise auf den Aussteuerungsgrad der Verstärkerelektronik.

Mit geeigneten Lautsprechern überzeugt das klangliche Resultat durch eine außergewöhnlich realistische, detailliert-analytische Dreidimensionalität, die vorhandene aufnahmetechnische Schwächen einer Musikproduktion gnadenlos 'ans akustische Tageslicht zerrt'. Hinzu kommt eine weitgespannte, hochdifferenzierte dynamische Palette, die von absoluter Stille über subtilste Mikro-Nuancen bis hin zu agressiv-lauten Klang-Attacken reicht und obendrein bei regulär eingestellter Gegenkopplung völlig frei von jeglichen Störspannungen wie Netzbrumm und Rauschen ist.
Das sehr individuelle, ansprechend-elegant gefertigte und abseits des ziemlich langweiligen 'Mainstreams' liegende Gehäusedesign mit seinem im Röhrenverstärkerbau eher unüblichen Materialmix Metall / Holz (eloxiertes Aluminium für Front und Rückteil / gewachste Rotbuche für die Seitenteile, Birke für die obere Verstärker- bzw. Netzteilabdeckung - oder als Variante auch eloxiertes CNC-gefrästes Aluminium für die Netzteildeckplatte), der sich bewußt am Musikinstrumentenbau orientiert, verleiht dem Gerät künstlerischen Objektcharakter und symbolisiert mit seiner klaren Geometrie das hohe Qualitätspotential  des Gesamtkonzepts.
Enigma-line Netzteilmodul
enigma-line Power Supply Unit, PSU, Ausgänge jeweils 4-polig XLR

Prinzipiell moduliert jeder Audio-Verstärker die anliegenden Versorgungsspannungen des Signalzweigs quasi 'im Rhythmus' der zu verstärkenden Tonfrequenzen - die BASIS für das erreichbare Qualitätspotential eines HiFi-Audio-Verstärkers ist demnach seine optimal konstruierte Stromversorgung, was sich zweifellos auf den einfachen Nenner zusammenfassen lässt, daß ein HiFi-Röhrenverstärker mit seiner anspruchsvollen und aufwändigen Komplementär-Stromversorgung nur so gut sein kann, wie es das Schaltungskonzept seines Netzteils zulässt.
Purismus ist eigentlich keine schlechte Sache, darf sich aber nicht zum Selbstzweck entwickeln: eine hochwertige Netzteilkonfiguration mit geringem Innenwiderstand lässt sich nunmal ausschließlich mit den schaltungstechnischen Möglichkeiten aktueller Halbleitertechnik realisieren - da sollte man sich nichts vormachen. Gerade eine angemessene 'Modernisierung' der Netzteilelektronik ohne Kompromisse und somit ohne den damals alternativlosen und damit unausweichlichen Röhrengleichrichter bringt das klangliche Potential eines Röhrenverstärkers erst zur maximalen Entfaltung - die Gleichrichterröhren sind insbesondere bei den gasgefüllten Varianten (speziell der Röhren-Quecksilberdampfgleichrichter...) unwidersprochen ein kaum zu übertreffendes optisches Highlight eines historisierenden Verstärkernetzteils, haben aber heute nur noch in typischen Nostalgiekonzepten oder in Bühnen-Instrumentalverstärkern (hier besonders für die E-Gitarre) eine Existenzberechtigung - als der eigentliche Schwachpunkt eines historisierenden Netzteils für HiFi-Verstärker haben sie in der ernstzunehmenden Netzteilkonfiguration eines behutsam aktualisierten Mullard 5-10 aufgrund ihrer nicht wegzudiskutierenden elektronischen Nachteile schlichtweg nichts mehr zu suchen. Daß der Mullard 5-10 damit zu einem Mullard 4-10 mutiert ist in Anbetracht des akustischen Qualitätsgewinns leicht zu verschmerzen... trotz der in der Mullard-Originalschaltung mit der Doppeldiode EZ80/bzw. EZ81 realisierten Vollweg-Gleichrichtung, die zwangsläufig eine Mittelanzapfung der Sekundärwicklung des Netztrafos erforderlich macht, sind die altehrwürdigen EZ80-Röhrendioden hochmodernen und speziell für diese Aufgabenstellung selektierten Siliziumdioden in nahezu jeder Hinsicht weit unterlegen - mit Ausnahme einer für die Röhrenbestückung vorteilhaften Röhren-Aufwärmphase, bedingt durch den verzögerter Hochspannungseinsatz, und eines günstigen Schaltverhaltens.
Das häufig zitierte Märchen von der akustischen Überlegenheit des vielgepriesenen Röhrengleichrichters wird leider auch durch die gebetsmühlenartige Wiederholung wohl kaum die Schwelle vom Reich der Fabel zur Realität überschreiten - was gleichermaßen für die Legende von den klanglichen Vorzügen der sog. 'point to point' Verdrahtung zutrifft, da sind sich meine Ohren ganz sicher...
Die Gleichrichter-Röhrendiode im Netzteil ist der eigentliche Hauptverursacher des Dipping-Effekts, auch unter dem Begriff Sag bekannt, einem signifikanten Abfall der Anodenspannung im Endröhrenzweig bei höheren Strombelastungen wie kurzzeitigen Impulsen oder gestiegenen Ansprüchen an die Ausgangsleistung, der zu unerwünschten Signalmodulationen führt. Der durch den hohen Innenwiderstand bedingte Spannungseinbruch mit den akustischen Folgen einer unangemessenen Überbetonung von instrumentalen Anschlags- und Einschwingvorgängen ist ein durchaus erwünschter klanglicher Faktor in einem röhrenbestückten Retro-Gitarren-Verstärker, in einem 'seriös' konzipierten HiFi-Verstärker aber völlig kontraproduktiv. Wegen der hohen Einschalt-Stromspitzen erlaubt die Gleichrichterröhre lediglich eine relativ niedrige Kapazität des folgenden Ladekondensators, was häufig zu Problemen mit der Restwelligkeit der Anodenspannung führt - ich kenne keinen einzigen Vollröhren (!) - Bühnenverstärker für die E-Gitarre ohne einen deutlich wahrnehmbaren Restbrummanteil , was aber kein eigentliches Problem darstellt und normalerweise auch toleriert wird...
aktuelle Modelle
Toroidtrafo-PSU mit enigma-line 53

Die hohen Spannungen von Röhrenschaltungen machen Röhrenverstärker besonders anfällig für Restwelligkeiten der Anodenspannung und Einstreuungen von Brummspannungen - konsequenterweise ist deshalb die komplette Stromversorgung des Röhrenverstärkers (wie bei allen Geräten der enigma-line Reihe) als externes Netzteil konzipiert, wobei es das Ziel war, die technisch bei Netzbetrieb unvermeidlichen 50Hz Störspannungen durch Netzteiloptimierung im Zusammenwirken mit Bauteilpositionierung und ausgeklügeltem Verdrahtungskonzept so weit zu reduzieren, daß sie unterhalb der Hörschwelle liegen - eine "Null-Hertz"-Anodenspannung am Ausgang des Netzteils wäre zwar sehr wünschenswert, ist bei der Netzspannungsversorgung eines Röhrenverstärkers jedoch mehr als unrealistisch...

Zur optimalen Unterdrückung von Störspannungseintrag in die empfindliche Verstärkerelektronik stellt das externe Netzteilmodul an seinen Ausgängen dem Verstärkermodul ausschließlich blitzsaubere Gleichspannungen mit geringstem Restbrummanteil zur Verfügung, sowohl bei der Spannung für die Röhrenheizung als auch bei der Anodenspannung. Es ist zudem konsequent als stromergiebiges Doppelnetzteil konzipiert - der enigma-line 53 ist konzeptionell ein echter Doppel-Monoverstärker, nicht nur mit zweifacher Netzteilelektronik sondern auch mit zwei Netztransformatoren.. Die damit erreichbare hohe Übersprechdämpfung sorgt für perfekte Raumauflösung, der bereits erwähnte unvorteilhafte und deutlich hörbare 'Sag', das 'Durchhängen' der Versorgungsspannungen, hat hier keine Chance... Mit jeweils einer Kabelverbindung pro Kanal und stabilen NEUTRIK ® - XLR Steckverbindern (die sündhaft teuren Push-Pull Steckverbinder der Schweizer Firma LEMO ® bzw. FISCHER ® sind hier auch nicht besser...) wird das Netzteilmodul an das Verstärkermodul gekoppelt - frühere Exemplare verwendeten hier noch vier Verbindungskabel, was nach längerem Experimentieren mittlerweile aus praktischen Erwägungen ohne Qualitätseinbußen aufgegeben wurde.
Zur Minimierung des Störspannungsrisikos erfolgt die Stromversorgung des Verstärkermoduls wie bereits erwähnt durchgängig mit sauberem Gleichstrom: sämtliche Heizspannungen sind gleichgerichtet und gesiebt, die Heizspannungen der empfindlichen Vorröhren sind zusätzlich elektronisch geregelt. Bei der aufwändigen Erzeugung der notwendigen Hochspannung für die Röhrenanoden kommen spezielle Gleichrichterdioden (soft-recovery Dioden) zum Einsatz, die ohne die üblichen 'Diode-Grunge' (Reverse Recovery Spikes RRS) Störungen arbeiten und deren Schaltverhalten sehr viel Ähnlichkeit mit der im Original verwendeten EZ80 Gleichrichter-Röhrendiode hat  - angemessene Siebkapazitäten, Stabilisierung mit Zenerdioden sowie ein überdimensionierter, robuster PowerMesh MOSFET Längstransistor stellen eine äusserst stabile und saubere Anodengleichspannung am Netzeilausgang zur Verfügung, wobei ich das häufig behauptete bessere Rauschverhalten einer historischen CLC- bzw. CRC-Siebung im Vergleich zur Halbleiterstabilisierung keineswegs bestätigen kann.
Steuerplatine Anodenspannung, Detailansicht

Detailansicht der Netzteil Mechatronik-Platine für die Steuerung der Anodenspannung mit Toggle-Relais-Schalter, Verzögerungselektronik und Solid State Relay - die deutlich erkennbare Aufbaupräzision des Moduls ist beispielhaft für das gesamte enigma-line Konzept

Die Netzteil-Elektronik ist konsequent relaisgesteuert - als zusätzliche Hilfsschaltungen dafür vorgesehen sind noch ein elektronisch gesteuertes Toggle-Relais mit der dazugehörigen Spannungsversorgung für den EIN / AUS - Edelstahl-Tipptaster und eine Timer-Schaltung für das röhrenschonende, verzögerte Hochfahren der Anodenhochspannung, bei der im Hochspannungsteil jeweils ein geräuschlos und völlig verschleissfrei arbeitendes Halbleiter-Relais zur Anwendung kommt, das den üblichen mechanischen Relaisvarianten überlegen ist. Mit einer Stand-By Schaltung und dem passenden Edelstahlschalter lässt sich in längeren Hörpausen (ebenfalls relaisgesteuert) die Anodenhochspannung abschalten und sorgt so für optimale Schonung der Röhrenbestückung.   
In einem weiteren Entwicklungsschritt erhielt das Verstärkermodul eine moderne infrarotgesteuerte Fernbedienung mit einem motorisierten Lautstärkepotentiometer - in langen Hörsitzungen mit völlig unterschiedlichem Programm hat es sich einfach als unumgängliche Notwendigkeit zur Feinabstimmung der Abhörlautstärke von der Hörposition aus erwiesen.

Aktuellstes enigma-line Doppelnetzteil mit zwei Toroid-Netztransformatoren. Die Steuerung der Versorgungsspannungen für die Verstärkerröhren erfolgt mit zwei Edelstahl-Tastern, die eigentlichen Schaltvorgänge erledigen elektromechanische Toggle-Relais und SSR. Die Zargen aus Natur-Rotbuche, Zargenabschluss mit hellen halbrunden Kiefernholzleisten.

Aktuell in der Entwicklung ist eine Netzteilvariante mit Toroid-Transformatoren, die zusammen mit den R-Core-Trafos durch glänzende technische Eigenschaften dem physikalisch idealen Transformator sehr nahe kommen: neben den Vorteilen einer geringen Streuinduktivität, einem geringeren Gewicht und einem geringen Innenwiderstand, reduzieren sie das unvermeidliche mechanische Netzbrummen (100Hz Brummfrequenz, Magnetostriktion bewirkt wie bei der Zweiweggleichrichtung die doppelte Frequenz der Netzwechselspannung) der üblichen Spulenkörpertrafos mit M- oder EI-Kernblechen auf ein deutlich verringertes Minimum.

Hier ist abschließend noch ein interessanter Link zu einem amüsanten und zeittypisch-anthropomorphistischen Kino-Werbefilm aus dem Zeichentrickatelier eines unvergessenen Pioniers des deutschen Animationsfilms der Wirtschaftswunderära der frühen Nachkriegszeit: Hans Fischerkoesens Beitrag zum Thema Telefunken ® Röhren.

Es ist noch ein altmodisches, fast zweiminütiges filmisches 'Minidrama', eine richtige Dramolette, etwas, was sich im Zeitalter der aktuellen kurzen Werbespots kaum ein Auftraggeber mehr leisten könnte und was die Aufmerksamkeitsspanne der heutigen Zuschauer bei weitem überfordern würde - daß in dem kleinen Filmstreifen die großen bzw. älteren Oktalröhren gegen die kleinen bzw. damals neuen Miniatur-Noval- oder auch Rimlockröhren getauscht werden, was wegen der unterschiedlichen Stecksockel ein Ding der Unmöglichkeit ist, fällt sicher nur dem fachkundigen Betrachter auf...

zum Werbefilm

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