enigma-line 49 Verstärkermodul mit runden James-Ausgangstransformatoren, 6P3C-E Beam-Power Tetroden und IR-Lautstärkeregelung
Der enigma-line 49 mit JAMES-Ausgangstrafos und IR-Lautstärkefernbedienteil

enigma-line 49:
Class A / Single-End Retro-Verstärkermodul mit EL34 / 6CA7 / KT77 Endröhren.

© Reinhard Brunsch

'À la recherche du son perdu' oder auch 'Auf der Suche nach dem verlorenen Klang', zweites Kapitel...

Der unbestreitbaren Tatsache, daß es den optimalen Verstärker für alle Sparten und Gattungen der Musik einfach nicht gibt und somit eine Abstimmung der Audioanlage auf unterschiedliches Programmmaterial sinnvoll ist, verdankt unter anderem dieser gleichermaßen elegante wie bildschöne enigma-line 49 seine Entstehung: ein in jeder Hinsicht besonders gelungener Single-End Röhrenverstärker aus der unverkennbaren 'enigma-line' Reihe, dem man seine bestechenden akustischen Qualitäten schon in seinem äußeren Erscheinungsbild regelrecht ansieht und der nach denselben anspruchsvollen Kriterien gefertigt ist wie sein Gegentakt-Mitstreiter enigma-line 53 - genau wie dieser für den passionierten Musikliebhaber konzipiert und nicht für den technikverliebten Gerätefetischisten und selbstverständlich hat auch hier Voodoo-Humbug nichts zu suchen...

Der souveräne, 'runde' Sound und die grundehrlich-offene 3-D-Performance dieses reinen Class-A Verstärkers, die jede mediokre CD-Produktion ohne Gnade als 'schludrige Scharlatanerie' entlarvt, zieht den erfahrenen Musikhörer bereits bei der ersten Begegnung in seinen Bann und lässt ihn nicht mehr los. Vorsicht, Suchtpotential !

'Rund' lautet auch das ästhetische Motto der bewußt in Szene gesetzten großen Oktal-Röhren: der Endpentode EL34 oder auch wahlweise der Beam-Power-Tetroden (die aber ebenfalls Pentoden sind) 6CA7, der russischen 6P3C-E (entspricht der Langlebensdauerröhre 6L6-WGA),
enigma-line Audicula II Netzteilmodul
enigma-line49 mit KT77 und großen JAMES OT, Netzteil in 2-Kabeltechnik
der KT77 und der bekannten Vorstufenröhre 6SN7 GT mit ihren bereits 1935 in den USA entwickelten eindrucksvollen Oktalfassungen - die etwas kleinere Oktal-BeamPower-Tetrode 6V6 (die berühmte Jukebox-Röhre, später auch als Miniatur-Pico7-Variante 6AQ5/EL90 gebaut) stand als Endröhre ebenfalls zur Auswahl, konnte aber in jeder Hinsicht mit den erwähnten Mitstreitern überhaupt nicht mithalten...
Die Noval-Pegelanzeigeröhren EM80 / EM83 und natürlich die beiden mit Kunstharz vergossenen James-OT 'runden' das gesamte Erscheinungsbild ab, die Rundungen setzen sich in den seitlichen Buchenwangen des Verstärkermoduls fort.

Von den zahllosen Single-End 'Standardschaltungen' für die 1949 (daher die Zahl 49 in der Verstärkerbezeichnung...) erstmals unter dieser Bezeichnung auf dem Röhrenmarkt erschienene Leistungsendpentode EL34 kommt hier ein Schaltungsdesign mit der gut dazu passenden Oktal-Doppeltriode 6SN7 GT zur Anwendung, die bereits im berühmten WILLIAMSON-Verstärker in den Vorstufen eingesetzt wurde. Die Verbundröhre 6SN7 GT vereint zwei Triodensysteme einer 6J5-Stahlröhre von 1937 und war eigentlich eine weit verbreitete Universalröhre für die ersten Schwarzweiß-Fernsehgeräte der USA sowie der ersten IBM-Computersysteme - was die wenigsten wissen: noch heute wird die Röhre mit nahezu identischen elektrischen Eigenschaften als Miniaturröhrenvariante mit Novalsockelung 6CG7 bzw. 6FQ7 im Stax Hochspannungs-Hybridverstärker SRM-007tII eingesetzt, die beiden Triodensysteme der Doppeltriode arbeiten in Parallelschaltung um die notwendige Steuerleistung zu generieren.

Die Endstufe ('cathode-biased') lässt sich mit hochwertigen Edelstahltastern und einer Relaissteuerung vom Triodenbetrieb in den Pentodenbetrieb umschalten, womit entweder eine massgeschneiderte Anpassung an Raumakustik, Musiksparte, Lautsprecherbox und individuelle Hörgewohnheiten möglich ist, oder sich auch einfach nur höchst interessante und aufschlussreiche Hörsitzungen quasi mit zwei unterschiedlichen Verstärkern gestalten lassen - eine Gegenkopplung ist im Schaltungsdesign nicht vorgesehen.
enigma-line 49
Röhrenquintett: 4xOktalröhre, 1xNovalröhre

Optimales Audio-Transformatordesign hat eigentlich mehr mit künstlerischem Handeln als mit technischer Wissenschaft zu tun, wobei selbstverständlich beides zusammenkommen muss, um Musikalität und Klangqualität auf hohem Niveau zu gewährleisten: die ungewöhnlichen Ausgangstransformatoren des enigma-line 49 sind vom renommierten Transformator-Spezialisten Jianshin (JAMES Audio-Transformer) aus Taiwan, dessen Produkte sich durchaus mit den japanischen bzw. schwedischen Premiumfabrikaten TANGO, HASHIMOTO, LUNDAHL oder TAMURA vergleichen lassen - leider hat sich der Hersteller JIAN SHIN mittlerweile vom Markt zurückgezogen.
Die preislich völlig überzogene Top-Line jener Übertrager arbeitet mit sog. amorphem Kernmaterial, das aufgrund seiner Struktur kaum Ummagnetisierungsverluste aufweist, was im Vergleich zum üblichen kristallinen M6 Orientcore-Hi-B-Material angeblich geradezu magische akustische Höhenflüge entfalten soll...
Bestätigen kann ich derartig euphorische Behauptungen nicht, ich kenne sie alle - diese Transformatoren 'klingen' bei genauem Zuhören nuanciert anders, aber sie 'klingen' keineswegs besser...was immer zahllose Rezensenten oder HiFi-Händler auch mit dem Adjektiv "besser" zum Ausdruck bringen wollen...

Die von mir verwendeten James-Transformatoren (alle mit siliziumlegierten Standard-Hi-B Elektroblechen...) erfüllen in jeder Hinsicht - insbesondere auch ästhetisch - für mich die allerhöchsten Ansprüche.
enigma-line 49
Eintakter enigma-line 49

Das hochpräzise externe Doppel-Netzteilmodul des Push-Pull enigma-line 53 ist durchgängig so konzipiert, daß es vollständig kompatibel mit dem Single-End-Verstärkermodul enigma-line 49 ist - damit sind dessen Vorteile auch für diesen Verstärker verfügbar: über Taster zu bedienendes, relaisgesteuertes, kanalgetrenntes Doppelnetzteil mit durchgängiger Gleichstromversorgung des Verstäkermoduls, stabilisierten Spannungen für Vorröhren und Anoden sowie integrierter Timer-StandBy Schaltung.

Fazit: Der Rückbau modernster Verstärkerelektronik auf den Entwicklungsstand der Röhrentechnik des vergangenen Jahrhunderts scheint auf den ersten Blick gegen jede Vernunft zu sein - kombiniert man die altehrwürdige Röhrenelektronik angemessen mit aktueller Elektronik und modernen Bauteilen und verlässt sich bei der Optimierung eines derartigen Geräts auf ein solide fundiertes Gespür für akustische Qualität, weicht spätestens beim ersten Höreindruck eine anfänglich vorhandene Skepsis garantiert grenzenloser Begeisterung.

Chapeau...! für die Elektronik-Ingenieure der frühen Röhrenjahre, die derartige Bauteilkonstruktionen und Schaltungskonzepte auf die Beine stellten - eine ziemlich 'archaische' Technologie der dreissiger Jahre des letzten Jahrhunderts, die im Triodenbetrieb höchstens gerade Mal 4 Watt Verstärkerleistung (zum optimalen Musikmachen braucht es bekanntlich keinerlei 'Muskelspiele', für etwas 'knackigere' Power nimmt man einfach den enigma-line 53...) an 4Ohm-Lautsprecher abgibt, liefert eine derartig aufregende musikalische Performance, von der die aktuellsten Hochtechnologieprodukte der Hi-Fi-Szene nicht einmal zu träumen wagen und bei der einem vielleicht das Sehen, aber keineswegs das Hören vergeht, sondern ganz im Gegenteil: das Hören (wenn es denn schon um das Hören von 'akustischen Konserven' geht) wird ganz dem Wortsinn nach völlig neu 'wiederbelebt' und das hörende Erleben mit neuen, angenehm nachhaltig wirkenden Dimensionen bereichert - das ist die Einsicht, die sich nach spannenden, endlosen, aber stets ermüdungsfreien Hörabenteuern mit dem enigma-line 49 allmählich im Gedächnis breitmacht...
Mittlerweile hat der enigma-line 49 zwei historisierende Drehspul-Ampèremeter für die Ruheströme der Endröhren sowie eine Infrarot-Fernbedienung mit motorisiertem Lautstärkepoti, die ein optimales Feintuning der Abhörlautstärke von der Hörposition ermöglicht.

Ein gut funktionierendes Sinnesorgan zur bloßen Wahrnehmung von akustischen Eindrücken ist das Eine - das Andere ist die angemessene (!) kognitive Verarbeitung / Bewertung der Wahrnehmung, wobei der zwar geübte, sich selbst in die "Goldohrenliga" einstufende HiFi-Hörer bei den kompliziert geordneten Klangstrukturen aus dem Genre der Klassischen Musik wegen mangelnder substanzieller Hörqualifikation ganz schnell die Grenzen seiner Möglichkeiten erreicht.
Daß die Fähigkeit zu einer qualifizierten Musikrezeption bei jedem Menschen unterschiedlich ausgeprägt ist, versteht sich von selbst - die Qualität des jeweils vorhandenen musikalischen Rezeptionspotentials sowie die damit verbundene Fähigkeit zu einer weitgehenden Befreiung eines gehörten musikalischen Klangeindrucks von subjektiven Störgrößen ist jedoch zweifelsfrei die einzig funktionsfähige Basis einer sachgerechten, objektbezogenen Bewertung und Beurteilung von Musik und ihrer elektroakustischen Reproduktion ...
Eine Bemerkung, die mir sehr am Herzen liegt, möchte ich noch hinzufügen: "Oft kopiert, nie erreicht...", das gilt selbstverständlich für jede elektroakustische Reproduktion von Musik - völlig egal mit welchem Aufwand sie betrieben wird. Die Einschränkungen der Musikkonserve sind gravierend, wer Unsummen in seine Reproduktionsanlage steckt hört dies sicher sehr ungern, aber es ist nunmal die Realität, Freude kann es trotzdem bereiten...
In diesem Zusammenhang ein Zitat des Philosophen Walter Benjamin, das auf einen weiteren Verlust hinweist: "was im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit des Kunstwerks verkümmert, das ist seine Aura"...

Das klangliche und ästhetische Ideal ist und bleibt das von vielen Hi-Fi bzw. Hi-End-Anhängern völlig vergessene bzw. ignorierte Hören von niveauvollen (!) Live-Konzerten in akustisch angemessenen Räumen, wobei das Adjektiv 'niveauvoll' eine zentrale Dimension ist. Dort und wirklich nur dort - weder im Hi-End Studio noch vor der heimischen Hi-End Anlage - findet man die Herausforderungen für die Konzeption zur Optimierung einer elektroakustischen Wiedergabeanlage, die zumindest den Versuch unternimmt, in eine angemessene Richtung zu zielen. Das subtile, zielorientiert und qualifiziert-differenzierende Hören ist eben keine selbstverständliche Fähigkeit, die jedem Menschen so einfach souverän zur Verfügung steht, es muss, wie alle fein-differenzierenden Sinnesleistungen wie z.B. auch das angemessene sensorische Beurteilen und Bewerten von hochwertigen Weinsorten, erst mühsam erlernt und entwickelt werden und benötigt zudem eine Zielvorgabe, an der man sich orientieren kann...
Selbstverständlich gilt in der komplexen Gemengelage von Musik und ihrer klanglichen Realisation der einfache Zusammenhang: Hörkompetenz und Urteilskraft bzw. objektive Beurteilungskompetenz des Hörers sind direkt proportional...
Leider tut sich hierzulande eine anspruchsvolle 'Hörkultur' ähnlich schwer wie eine akzeptable 'Lesekultur'...

Mit anderen Worten: das qualifizierte Hören und Beurteilen von musikalischen Vorgängen ist ein komplizierter psychoakustischer Vorgang, bei dem individuell erworbene Hörpräferenzen und Höraversionen ('Hörgeschmack') mit speziellen musikalischen Hörfähigkeiten, einem soliden Hintergrundwissen und einer unangestrengt-gelassenen inneren Einstellung beteiligt sind - nicht umsonst ist 'Höranalyse und 'Gehörbildung' ein unverzichtbares, schwieriges und deswegen von vielen Studenten gefürchtetes Kernfach des Musikstudiums, das im Alleingang, quasi autodidaktisch, kaum zu bewältigen ist. Wie beim mühsamen Erlernen eines Musikinstruments ist zur Heranbildung eines hochentwickelten klanglichen Qualitätsbewußtseins sehr viel zielstrebige Ausdauer, systematisches Training und das über Jahre fortwährende und regelmäßige "Einüben" mikroakustischer Feinheiten als Basis eines subtilen Differenzierungsvermögens unumgänglich - nicht jeder Mensch erreicht dabei das gewünschte Ziel...

Die beste Bewertungsinstanz sind eben immer noch talentierte (!) und langjährig erfahrene, an der akustischen Realität (die elektroakustische Wiedergabe ist schlichtweg ein Surrogat) geeichte, sensibilisierte und kritisch-differenziert geschulte "OHREN" zusammen mit dem zwischen diesen liegenden, angedockten "Biocomputer".
Mit wachsendem Erfahrungshorizont und dem unverzichtbaren musikalischen (!) Talent als Basis einer psychosensorischen 'Vorprägung' entsteht so im Idealfall ein fundiertes Urteilsvermögen beim qualitativen Einordnen komplexer Schallereignisse, das zum einen Bewertungsautonomie und selbstbewusste Unabhängigkeit von Fremdurteilen generiert und zum anderen durchaus eine angemessene Allgemeingültigkeit für sich beanspruchen kann. Dazu einige Beispiele:

1) der akustische "Feinschliff" von Pfeifenorgel / Klavier / Flügel / Cembalo, auch unter dem Begriff INTONATION subsummiert, ist ein spezieller Arbeitsbereich, der sich mit dem subtilen Ausbalancieren der Parameter KLANGFARBE und LAUTSTÄRKE von Orgelregistern bzw. des Klanges von Tasteninstrumenten beschäftigt. Eine gut ausbalancierte Intonation wird von qualifizierten Intonateuren rein gehörsmäßig bewerkstelligt und gelingt nur mit entsprechendem Talent, einer langjährigen Ausbildung und weitreichender Erfahrung...

2) das künstlerisch äußerst anspruchsvolle optimale 'Stimmen' eines Tasteninstruments, d.h. die Feinarbeit am Parameter TONHÖHE - Grundlage für eine erfolgreiche Intonation des Instruments und selbstverständliche Grundvoraussetzung jeder inspirierten Interpretation von Musik, die darauf gespielt wird - gelingt ausschließlich dem fein-differenzierenden 'Ohr' eines qualifizierten und erfahrenen Konzertstimmers, wobei die klanglich optimale Stimmung eben nicht mit einer ziemlich 'steril' wirkenden, akustisch hochpräzisen gleichschwebend temperierten Stimmung zusammenfällt, gerade so, wie sie mit Hilfe moderner, quartzgesteuerter elektronischer Stimmgeräte erzeugt werden kann: die Korrelation von physikalisch-mathematischer 'Reinheit' und klanglicher 'Schönheit' ist definitiv eher marginal, die feinsinnig-subtile akustische 'Unstimmigkeit' gehört schlichtweg zum Wesen des 'Schönklangs' und ist nur (!) mit einem langjährig trainierten Gehör zu erfassen, das mit möglichst zahlreichen musikalisch-akustischen Wassern gewaschen ist und dabei einen besonders subtil reagierenden akustischen 'Geschmack' entwickelt hat - im Ohr bzw. zwischen den Ohren eines guten Klavierstimmers existiert allem Anschein nach ein besonderer Stimm-Algorithmus, der den klanglichen Unterschied zwischen gut, weniger gut und eher untauglich erkennen kann...
Das Stimmen eines Klaviers unterscheidet sich dabei ganz wesentlich vom Stimmen eines relativ dünn besaiteten Cembalos, eine Klavierstimmung hat die typische Inharmonizität (Teiltonverstimmung) einer Klavierbesaitung, die mit der Saitensteifigkeit und einer besonders starken Saitenzugspannung zusammenhängt, in eine dem jeweiligen Instrument angemessene akustische Balance zu bringen. Hierzu werden die Töne des Diskantregisters ihrer Tonhöhe nach zunehmend geringfügig angehoben (je nach Größe des Instruments bis ca. 40 Cent), die des Bassregisters umgekehrt geringfügig abgesenkt (auch hier je nach Größe des Instruments bis ca. 30 Cent), die Saitenchöre des kleinen und des eingestrichenen Oktavbezirks bleiben davon normalerweise unberührt. Das Ausmaß dieser 'Spreizung' der Stimmkurve auf ein dem jeweiligen Instrument klanglich angemessenes Niveau zu befördern oder m.a.W. die Güte des notwendigen Kompromisses, ist das oft gehütete 'Geheimnis' einer guten Stimmung, die ihrerseits von Talent, Erfahrung und Können des eingesetzten Stimmers und von Vorlieben des Pianisten bzw. der Pianistin oder von Forderungen der jeweils gespielten Klavierliteratur abhängig ist - mittlerweile erhältliche Stimm-Software kann die Stimmarbeit zwar durchaus unterstützen und spielt im Privatbereich zunehmend eine wichtige Rolle, ein erfahrener Konzertstimmer verlässt sich jedoch ausschließlich auf seine Ohren ...

Die geradezu 'manische' Suche nach dem perfekten Klang und der kompromisslosen mechanischen Balance eines Konzertflügels ist Thema des überaus sehenswerten und hochdekorierten Dokumentarfilms PIANOMANIA (2009), ein Film über "Liebe, Perfektion und ein kleines bisschen Wahnsinn", wie es im Vorspann dazu heißt. In dem Film wird der rastlose tage- und nächtelange "Kampf" und die damit verbundene mühselige Arbeit auf dem hindernisreichen Weg zu einem der Situation jeweils angemessen "optimalen" Flügelklang von Stefan Knüpfer gezeigt, seines Zeichens Cheftechniker und 'genialer' Klavierstimmer und Intonateur mit den wirklich echten (!) 'goldenen Ohren' von Steinway&Sons® in Wien und verantwortlich für den Steinwayflügel bei der Aufnahme von J.S.Bachs "Kunst der Fuge" mit dem französichen Pianisten und Klavierprofessor in Paris und Köln Pierre-Laurent Aimard - einfach sehens- und hörenswert, siehe auch hier...

3) kein professionell ausgebildeter Geiger mit langjähriger Hörerfahrung würde jemals auf die Idee kommen, zur klanglichen Optimierung seines Instruments mit irgendwelchen akustischen Meßinstrumenten zu seinem Geigenbauer zu gehen ( wozu auch... ) - bei der akustischen Bewertung seiner Violine kann er sich immer auf die integrierenden Fähigkeiten seines sensiblen Wahrnehmungssystems verlassen, das jeder noch so ausgeklügelten Meßanordnung, jeder Meßmethode und jedem Meßinstrument bei weitem überlegen ist....

Wie bei einem Musikinstrument hängt die Qualität eines Audioverstärkers bzw. einer kompletten Audioanlage primär mit den klanglichen Qualitäten zusammen, die sich niemals in Zahlenkolonnen bzw. Zeigerausschlägen ausdrücken lassen. Zur Klangqualität gehört selbstverständlich auch die Abwesenheit jeglicher Art von Störgeräuschen - ein Anspruch, der insbesondere bei der Konstruktion und dem Bau von Röhren-Kopfhörerverstärkern eine außerordentliche Herausforderung darstellt.
Das elektroakustische System 'Verstärker' ist keineswegs das elektronische Labormeßinstrument, zu dem es immer wieder hochstilisiert wird, ein Messmikrofon ist ja auch etwas völlig anderes als ein Studiomikrofon: für das von vielen professionellen Anwendern als besonders 'musikalisch' bewertete, für seine klanglichen Vorzüge gerühmte klassische NEUMANN U47 Studiomikrofon werden enorme Summen bezahlt, obwohl die erreichten Messwerte der Kondensator-Mikrofonkapsel und des Röhren-Impedanzwandlers wie nichtlineare Verzerrungen (im Idealfall sehr klein) und Frequenzgang (im Idealfall linealgerade) eher mäßig ausfallen - ein schönes Beispiel dafür, daß die subjektiv empfundene 'Musikalität' und 'Klangschönheit' eines elektroakustischen Geräts und seine objektiven Messdaten oftmals nicht zusammengehen. Ein ähnliches Phänomen gibt es auch im Bereich der analogen Fotografie: die beiden Filmproduzenten Kodak ® und Fuji ® haben sehr unterschiedlich reagierende Farbdiafilme in ihrem Programm - auf der einen Seite die faszinierend-delikate 'Schönheit' der Farbreproduktion eines japanischen Fuji-Films, auf der anderen Seite die eher in die präzis-realistische Richtung zielende Farbwiedergabe eines US-amerikanischen Kodak- bzw. Ektachrom ®...
Alle weitschweifigen und gekonnt-verführerisch formulierten Schaltungsbeschreibungen von HiFi-Geräten sind mit all ihrem überbordenden Fachjargon nichts anderes als Ausdruck einer Meinung, häufig genug geäußert von musikalisch eher wenig kompetenten 'Elektronik-Ingenieuren' und zur angeblichen Beweisführung mit objektiven Meßdaten (die oft noch der Kategorie "excellent" zugeordnet werden...) unterfüttert - eine gute Portion gesundes Mißtrauen ist hier von Vorteil und ist auch oft genug ein guter Ratgeber, wie bereits oben ausgeführt sind optimale Meßdaten keine Garantie für optimale akustische Performance, was nützt dem Hörer ein ordentliches Datenblatt mit sauberen Meßwerten, wenn das klangliche Resultat nichts taugt...(siehe u.a. auch der 1957 erschienene Telewatt Ultra mit seinen sensationellen technischen Daten und seinem eher bescheidenen Auftritt)...
Nicht das verwendete Schaltungskonzept entscheidet über die erreichbare Klangqualität, entscheidend für das klangliche Resultat - oder anders formuliert, für das, 'was hinten rauskommt', bzw. vorne aus den Lautsprechern - ist die Gesamtleistung der Systembausteine, deren musikalisch-akustische Feinabstimmung im Zusammenspiel mit diversen akustischen Parametern des Abhörraums und selbstverständlich in allererster Linie der allgemeine technische Standard und die Aufnahmequalität des eingesetzten Audiospeichers.
Ein musikalisch talentierter Hörer mit einem hinreichend sorgsam differenzierend ausgebildeten Hörvermögen vertraut seinen Ohren und ist nach wenigen Takten geeigneter Musik in der Lage, die Spreu vom Weizen zu trennen.

Und noch zwei erwähnenswerte Dinge:

a) Vorsicht bei der Beurteilung von HiFi-Komponenten !! Die beliebte Verkostung qualitativ besonders hochwertiger Nahrungs- und Genussmittel (hier besonders Alkoholika...) während einer Hörsitzung beeinflusst hochgradig positiv die Wahrnehmung und Bewertung von Höreindrücken, im Extremfall wird aus klanglichem "shit" plötzlich "cream" ...

b) die Schnittmenge von gutem (!) Hi-Fi und Life-Style liegt trotz einer unverkennbaren phonetischen Ähnlichkeit im Bereich von homöopathischen Dosen...

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